Änderungen der Versandgebühren für Versand durch Amazon
Amazon hat wieder große Änderungen bei den Versandgebühren für FBA angekündigt. Zum 31. März 2022 gibt es viele Neuigkeiten, die wir Ihnen in diesem Artikel zusammenfassen wollen. Vorweggenommen: Es wird nicht einfacher, zukünftig die Versandkosten für ein Produkt zu berechnen. Amazon hat an etlichen Stellschrauben gedreht.
Neue Gewichts- und Versandklassen
Amazon ändert die Größen von Versandumschlägen und Kartons. Der große Versandumschlag wird von 5 cm auf 4 cm Höhe reduziert. Zudem wird ein neuer “extragroßer” Umschlag eingeführt, der dann bis 6 cm Höhe geht.
Zudem führt Amazon ein neues “kleines Paket” mit den max. Abmessungen 35 x 25 x 12 cm und einem Gewichtsbereich von 150 Gramm bis 3,9 Kilogramm ein.
Einführung eines Volumengewichts
Ab dem 31. März führt Amazon eine neue Gewichtsklasse ein. Amazon berechnet dann bei Produkten in Übergröße den jeweils höheren Wert des Stück- oder Volumengewichts, um die Gewichtsklasse des Produkts zu bestimmen.
Das Volumengewicht in Kilogramm berechnet sich mittels Länge x Breite x Höhe in cm³ geteilt durch 5.000. Nachfolgend finden Sie ein Beispiel von Amazon:
Das Beispiel zeigt einen eher großen aber leichten Karton im Vergleich zu einem gleichschweren aber eher länglichen Karton, der schmal und flach ausfällt. Der große und leichte Karton wird mit Hilfe der Volumenformel dadurch in eine schwerere Gewichtsklasse verschoben.
Besonders große aber zugleich leichte Produkte werden hier also zukünftig in eine andere Größen- und Gewichtsklasse verschoben und werden somit teurer. Dies passt zur Strategie von Amazon, Güter immer möglichst platzsparend und klein zu verpacken, um so Lager- und Transportfläche einzusparen. Mehr dazu in Seller-Central.
Preiserhöhung bei den Versandkosten
Nach der zuletzt deutlichen FBA-Preiserhöhung im Juni 2021 um bis zu 8% für DE folgt nun die nächste. Für den lokalen und Paneuropäischen Versand steigen die FBA-Versandkosten im Schnitt um rund 6%.
Vor allem Standardgrößen von Steigerung betroffen
Besonders von der Preiserhöhung sind die Standard-Pakete betroffen (≤ 45 x 34 x 26 cm 150 g – 11,9 kg). Hier steigen die Preise für den Lokalen und PAN-EU Versand für Deutschland um durchschnittlich rund 17,5%. Auch für die übrigen Länder fallen die Preissteigerungen in diesem Bereich sehr ähnlich aus. In UK sind es hier sogar rund 19,2 %.
Weniger stark betroffen sind die Bereiche der kleinen Übergrößen (≤ 61 x 46 x 46 cm 760g – 1,76 kg) und leichteren Standard-Übergrößen (≤ 120 x 60 x 60 cm bis 19,76 kg). Hier liegen die Preissteigerungen meist bei unter einem Prozent.
Die genauen Abweichungen zur aktuellen Preisliste haben wir in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Dazu sei angemerkt, dass zukünftig auch das neue Volumengewicht bei Produkten in Standardgröße und Übergröße gilt, die wir im weiteren Verlauf behandeln.
Neue Preise und Paketgrößen bei „Small and Light“
Für das Programm Small and Light, welches für besonders günstige und kleine Produkte geeignet ist, die im Verkauf nicht mehr als 10 € betragen, gibt es auch einige Änderungen. Nachdem hier bereits vergangenes Jahr eine Preiserhöhung stattgefunden hat, erhöht Amazon hier nochmals die Versandkosten. Für Deutschland liegt der Erhöhung bei durchschnittlich 12 %. In anderen Ländern fällt diese teilweise etwas geringer aus. Hier die Veränderungen der neuen Preisliste in der Übersicht:
Die neue Preisliste von Amazon:
Amazon unterscheidet zudem zukünftig zwischen Briefumschlägen mit der Höhe von maximal 4 cm und 6 cm. Zudem wurden nun auch kleine Pakete zum Programm hinzugefügt. Diese dürfen die maximale Abmessung von 35 x 25 x 12 cm mit 400g Gewicht haben.
Die Änderungen finden Sie in Seller-Central.
“Strafgebühr” wird von 0,35 € auf 0,25 € gesenkt
Für Seller, die ihre FBA-Ware nur in Deutschland lagern, galt bisher eine gesonderte Gebühr für jede verkaufte Einheite mit FBA. Diese Betrug früher 0,50 € und aktuell 0,35 €. Zukünftig wird diese dann auf 0,25 € gesenkt. Um die Gebühr zu umgehen, müssen Seller das Programm Mitteleuropa (Lagerung in Tschechische Republik und Polen) oder das Programm PAN-EU nutzen. Beide Programme bringen jedoch steuerrechtliche Hürden. Mit der niedrigeren Gebühr, dürfte es attraktiver werden die Ware ausschließlich in Deutschland zu lagern.
Remissionen und Entsorgung werden teurer
Amazon erhöht die Kosten für FBA-Ware, die von Amazon an Seller zurückgesendet (Remission) oder entsorgt werden soll. In der Standardgröße steigen die Kosten für einen Artikel mit 501g bei einer Remission von 0,55 € auf 0,78 €. Eine Entsorgung in der gleichen Größe und Gewicht steigt von 0,60 € auf 0,90 €. Lagerbestand kann zum 31. März 2022 noch zu den alten Kosten zurückgeholt werden, auch wenn die Ware später ankommen sollte. Alle Preise finden Sie in folgender Tabelle:
Link zur Übersicht in Seller-Central.
Neue Lagergebühren mit FBA
Amazon erhöht gleichzeitig die Lagergebühren für alle Produkte in Standardgröße, ausgenommen Gefahrgüter. Die Gebühren in Standardgröße steigen im Zeitraum Januar bis September von 15,60 € auf 16,69 € (+1,09 €) pro Monat und qbm.
Mehr Infos in Seller-Central.
Aufschlag für Altbestand im Lager von Versand durch Amazon
Neben den aktuellen Langzeitlagergebühren für Lagerbestand, der seit mehr als 365 Tagen lagert, führt Amazon eine weitere Langzeitlagergebühr für Lagerbestand ein, der zwischen 331 und 365 Tagen lagert. Die Zusatzgebühr beträgt 37 € pro qbm. Für Ware die mehr als 365 Tage lagert, liegt die Gebühr nachwievor bei 170 € pro qbm oder 0,10 pro Einheiten, je nachdem welcher Wert höher ist. Ausgenommen davon sind Bekleidung, Schuhe, Taschen, Gepäck, Uhren und Schmuck.
Mehr Infos in Seller-Central.
Neues zum Brexit
Amazon wird ab März 2022 wieder Ware zwischen UK und der EU transportieren. In einer E-Mail kündigte Amazon zuletzt an, das Europäische Versandnetzwerk wieder über die EU-Grenze hinaus zu aktiveren. Damit kann lokaler Lagerbestand, der auf der einen Seite der Zollgrenze lagert, an Kund*innen auf der anderen Seite verkauft werden. Für Seller die PAN-EU nutzen wird Amazon den Versand von Lagerbestand vor Ort priorisieren. Es fallen also entweder Versandgebühren für das Inland oder Gebühren für das Europäische Versandnetzwerk (EFN) an.
Rabatt als Anreiz
Um Seller nach dem Brexit beim Verkauf zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zu unterstützen, bietet Amazon für ein Jahr (beginnend am 31. März 2022) einen Rabatt von 20 % auf die Gebühren für das Europäische Versandnetzwerk von der EU in das Vereinigte Königreich und umgekehrt an.
Rabatte für bestimmte Produktgruppen
Amazon gewährt euch weitere Rabatte hinsichtlich der Verkaufsgebühren. Das bereits laufende Rabatt-Programm für Verkaufsgebühren für Bekleidung, Schuhe und Taschen wird bis zum 31. März 2023 verlängert. Damit reduziert sich für den Anteil des Gesamtverkaufspreises über 45 € die prozentuale Verkaufsgebühr von 15,0 % auf 7,0 %. Die Aktion sollte ursprünglich am 31. März 2022 enden. Zudem bietet Amazon ab 1. März 2022 für eine begrenzte Zeit und Stückzahl einen Rabatt von 5 % auf den Verkauf berechtigter übergeordneter ASINs an, die neu bei Versand durch Amazon sind. Dieser Rabatt gilt für Seller, die sich für die Markenregistrierung anmelden.
Fazit – steigende Verkaufspreise
Amazon präsentiert ganz schöne viele Änderungen auf einmal. Auf der einen Seite werden Kosten gesenkt, woanders dann aber wieder erhöht. Dazwischen gibt es für manche Produktgruppen Sonderrabatte. Diese machen es gar nicht so leicht durch den bereits existierenden Dschungel an Versand- und Lagerkonditionen durchzublicken.
Ein halbjährlicher Preisanstieg bei Lagerung und Versand von 6-8% scheint bei Amazon zur Regel zu werden. Seller sollten ihre Kalkulation überarbeiten und die Verkaufspreise anpassen. Wir rechnen damit, dass die Preise auf Amazon europaweit zukünftig deutlich steigen dürften, zumal Produktion und Anlieferung von Waren auch immer mehr Kosten verschlingen. Dies dürfte zudem die Inflation in Deutschland weiter anheizen.