Analyse der Top-Marken auf Amazon in 2018
Amazon ist Online-Marktplatz Nummer eins für eine Vielzahl von Produktkategorien. Allein von 2016 auf 2017 ist der Konzern insgesamt mit rund 42 Mrd. US-Dollar auf 178 Mrd.US-Dollar Umsatz gewachsen; ein Zuwachs von 31% nicht zuletzt auch durch Akquisitionen.
Kaum eine Marke kann Amazon als zentrale Plattform ignorieren. Ist der Hersteller nicht selbst auf Amazon aktiv, so sind es spätestens dessen Händler, die die eigenen Produkte dort zum Kauf anbieten. Die jeweiligen Produkte einer Marke werden auf den Produktdetailseiten inszeniert. Ist der Einfluss in der Präsentation zwar begrenzt, gibt es doch diverse Instrumente, die Marken nutzen können, um Ihre Produkte zu inszenieren.
Gut formulierte und gestaltete Produktlistings haben einen enormen Einfluss auf Absatz und Umsatz. Bei der Formulierung der Produktlistings sollte der Hersteller sicherstellen, dass ein Produkt für die relevanten Suchbegriffe gefunden werden kann. Gute Bilder, eine Vorteilsargumentation uvm. helfen im Anschluss bei der Konversion.
Wir haben uns die Produktdetailseiten großer Marken genauer angeschaut um herauszufinden, welche Marken sich Stand heute mehr oder weniger um die eigenen Produkte auf Amazon kümmern. Die Ergebnisse haben uns stellenweise überrascht.
Methode
Auswahl der Marken
Wir haben aus 19 ausgewählten Hauptkategorien (siehe Anhang) 100 Marken ausgewählt, die Amazon als "Topmarke" in einer der Hauptkategorien eingestuft hat. Für die Hauptkategorie “Küche & Haushalt” sieht die Übersicht über die Top-Marken z.B. so aus:
Nach welcher Logik Amazon eine Marke als “Topmarke” bestimmt, ist uns nicht bekannt. Unter allen "Topmarken" der betrachteten 19 Hauptkategorien haben wir 100 Marken bestimmt, die wir für relevant halten. Diese Auswahl erfolgt nicht repräsentativ, die Marken wurden nach subjektiver Bekanntheit oder Marktrelevanz bestimmt. In dieser Untersuchung soll nicht primär die Vollständigkeit der betrachteten Marken, sondern eine vergleichsweise repräsentative Stichprobe im Vordergrund stehen.
Die Amazon-Strategien der einzelnen Marken ist uns nicht bekannt. Es ist also möglich, dass die Analyse Marken beinhaltet, die im Extremfall gar nicht auf Amazon vertreten sein wollen. Die Produktlistings dieser Marken werden weder von der Marke selbst noch vom jeweiligen Händler gepflegt. Dem Konsumenten stellt sich diese Frage jedoch nicht. Seine Wahrnehmung einer Marke wird auch vor allem durch den Markenauftritt auf Amazon bestimmt.
Auswahl der Produkte einer Marke
Für jede der 100 Marken haben wir die Produkte der ersten Suchergebnisseite analysiert. Diese erscheinen wenn man auf die jeweilige Marke klickt. Für die Marke “Brita” sieht diese Seite beispielhaft wie folgt aus:
Auf dieser Seite werden üblicherweise die ersten 24 bzw. 48 Produkte einer Marke angezeigt. In der Regel finden sich hier auch die absatzstärksten Produkte einer Marke wieder, tendenziell absteigend sortiert. In anderen Worten: Auf Seite eins finden sich die Topseller einer Marke. Eine Marke sollte sich verstärkt um diese Produkte kümmern, um deren Position in den Suchergebnissen zu sichern oder weiter zu verbessern bzw. deren Erscheinungsbild zu optimieren.
Wir haben eine Marke in der Analyse nur dann berücksichtigt, wenn diese über 15 oder mehr Produkte verfügt. Aufgrund dieser Einschränkung fallen auch einige bekannte Marken aus einer Kategorie heraus. Es wäre aber schwierig, aussagekräftige Durchschnittswerte zu bilden, wenn eine Marke z.B. nur mit drei Produkten in einer Kategorie präsent sind.
Insgesamt flossen auf diese Weise knapp 4.400 Produktlistings in die Analyse ein.
Analysierte Listing-Elemente
Wir haben uns im nächsten Schritt einige typische Elemente eines Produktlistings angeschaut, auf die eine Marke konkret Einfluss nehmen kann. Hierzu gehören aus unserer Sicht:
- Produkttitel
- Bilder und Videos
- Highlights (auch “Bullets” genannt)
- Produktbeschreibung
- A+ Content
Hinsichtlich der einzelnen Elemente haben wir analysiert, ob bzw. in welchem Umfang das jeweilige Element genutzt wurde. In einem Scoring-Modell wurden dann Punkte für die verschiedenen Elemente verteilt.
Im Rahmen dieser Analyse ist uns aufgefallen, dass viele Marken in verschiedenen oftmals auch unpassende Hauptkategorien einsortiert sind, z.B. die Marke “Lamy” in “Elektronik & Foto”. Wir haben die Kategorisierung daher nicht als “On-page Faktor” herangezogen. Der Hersteller hat hierauf nur bedingten Einfluss, da Amazon die Kategorisierung mit beeinflusst.
Produkttitel
Beim Titel gab es Pluspunkte, wenn eine Mindestlänge in Zeichen nicht unterschritten, gleichzeitig aber eine Höchstlänge nicht überschritten wurde. Abzüge gab es, wenn die eigene Marke im Titel nicht erwähnt wird, wie es die meisten Amazon-Styleguides (Richtlinie für die Gestaltung der Produktdetailseite) vorschreiben.
Bilder und Videos
Bei den Bildern und Videos wurde analysiert, wie viele Bilder zusätzlich zum Hauptbild genutzt wurden, ob es sich um hochauflösende Bilder (HD Bilder) handelt, die eine Lupenfunktion ermöglichen und ob Produktvideos vorhanden sind. In diesem Beispiel gilt: Je mehr, desto besser. Bei zwei sonst identischen Listings erhielt gemäß unserem Scoring-Modell das Listing mehr Punkte, das mehr (HD) Bilder verwendet hat. Da es auch einige kuriose Listings mit bis zu 48 Bildern gibt, haben wir die in dieser Kategorie maximal zu erzielende Punktzahl limitiert. Hier ein Beispiel für ein Produkt mit 48 Produktbildern:
Insgesamt nutzt der Großteil der Marken nach wie vor nur ein Produktbild:
Highlights
Bei den Highlights, die direkt neben dem Bild “above-the-fold” (sofort sichtbar beim Aufruf der Seite am Desktop) angezeigt werden und somit neben dem Bild häufig erster Anlaufpunkt für den Blick des/der Kunden*Kundin sind, haben wir Punkte für jeden gefüllten Bullet gegeben, wohlwissend, dass in einigen Kategorien diese Bullets automatisch auf Basis der Produktdaten gefüllt werden. Die Länge der Hightlights sowie die inhaltliche Gestaltung wurde hier nicht berücksichtigt. Für mehr als fünf Highlights gab es keine Zusatzpunkte.
Beispiel für die Nutzung der sog. “Highlights”, Quelle: https://www.amazon.de/dp/B01N9BU4Y7/
Insgesamt wird bei dem Großteil aller Marken von den Highlights Gebrauch gemacht. Der überwiegende Teil der Marken nutzt alle 5 Highlights:
Produktbeschreibung
Bei der Produktbeschreibung gilt es mehrere Varianten zu unterscheiden. Bei 77% aller Produkte haben wir die klassische, einfache Produktbeschreibung vorgefunden. Hier haben wir geprüft, ob diese eine gewisse Mindestlänge nicht unterschreitet. Für eine Produktbeschreibung wie die folgende gab es demnach keine Punkte:
Knapp 40% der analysierten Produkte der 100 Marken verfügen bereits über A+ Content, der visuell mehr Möglichkeiten bietet, um ein Produkt in Szene zu setzen. In der Regel wird der A+ Content anstelle der Produktbeschreibung angezeigt.
Es gibt jedoch auch Fälle, bei der die Produktbeschreibung zusätzlich zum A+ Content angezeigt wird. In diesem Fall haben wir ausschließlich das Vorhandensein des A+ Contents gewertet und es gab keine Punkte für eine ausführliche Produktbeschreibung.
A+ Content bietet gerade in der mobilen Ansicht deutliche Vorteile, da dieser prominent angezeigt wird, wenn der Nutzer auf dem Smartphone nach unten scrollt.
Die Anzahl von Bewertungen, das Produktrating oder das Vorhandensein eines “Bestseller” oder “Amazon Choice” Badges wurde in der Bewertung nicht berücksichtig, da eine Marke hierauf nur indirekt Einfluss nehmen kann.
Am Ende wurden die vergebenen Punkte pro Produktlisting addiert und auf den Bereich 0 bis 100 indexiert.
Disclaimer
Die gewählte Methode hat keinen Anspruch darauf, die einzig gültige zu sein. So werden z.B. fünf kurze Highlights gleich stark gewertet wie fünf ausführlich formulierte Highlights. Auch die Qualität von Bildern und Texten kann nicht automatisiert erfasst werden. Dadurch erhalten im Zweifel auch Listings viele Punkte, deren Text-Qualität nicht überzeugen kann. Im Gegensatz dazu sind Listings, die nur eine geringer Punktzahl erreichten, schlecht für den Marktplatz Amazon optimiert. Trotz dieser Schwächen der Analyse werden auf Basis dieses vereinfachten Punktemodells deutliche Unterschiede bei den betrachteten Marken erkennbar.
Ergebnisse
Folgende “Gewinner und Verlierer” werden in einem Kurzprofil vorgestellt. Anhand einiger Beispiel machen wir die Beobachtungen der Studie konkret.
Die Gewinner
Auf den vorderen Plätzen finden sich Marken unterschiedlicher Coleur wieder. Darunter sind große Konzerne (“Pampers”), Marktplatzspezialisten (“kwmobile”) wie auch Amazons Eigenmarke “AmazonBasics”.
Top 10
Punkte
Pampers
83
HP
80
Ansmann
79
Wicked Chili
77
Braun
76
Sonos
75
Seagate
75
kwmobile
73
AmazonBasics
72
Felix
72
Pampers
Ein Artikel, der in der Analyse in den Bereich “best-practice” fällt, ist ein Artikel vom Spitzenreiter “Pampers”:
Das Produktlisting enthält alles, was einen guten Produktauftritt ausmacht:
- Aussagekräftiger Titel
- Alle Highlights genutzt
- Eine Vielzahl von HD Bildern inkl. Video
- Ansprechender A+ Content mit weiteren Bildern und einer Tabelle, welche die Wahl der passenden Windelgröße vereinfacht
HP
Der Druckerhersteller HP kann mit einer vielzahl seiner Listings überzeugen und erreicht mehrfach die volle Punktzahl von 100 Punkten, wie auch mit folgendem Beispiel: 16 HD-Bilder, Video, optimierter Titel, voll genutzte Highlights und A+ Content ergeben ein in der Analyse optimales Produktlisting.
Ansmann
Auch die Listings der Marke Ansmann erreichen gute Werte. Mit 14 HD-Bildern, Video, voll genutzten Highlights und A+ Content hätte das Listing auch die volle Punktzahl erreicht, wäre nicht der Produkttitel etwas zu lang .
Wicked Chili
Auch die Marke des deutschen Händlers “Wicked Chili” liegt auf den oberen Plätzen. Die Listings erreichen durchweg hohe Werte, allerdings entsprechen viele Produkttitel nicht den Amazon Richtlinien. Hier wurdendie Modellbezeichnung der passenden Geräte im Titel untergebracht. Eine Information, die eigentlich in die Highlights gehört, aber aus SEO Gesichtspunkten dennoch häufig im Titel untergebracht wird.
AmazonBasic
Auch die Amazon Eigenmarke “AmazonBasics” schneidet gut ab. Nicht verwunderlich, sollte Amazon seine Produktlistings doch den eigenen Regeln optimal anpassen können. Aber dennoch zeigt sich hier Optimierungspotenzial, wie das folgende Listing beispielhaft zeigt:
Amazon nutzt hier nur zwei Produktabbildungen. Auch im Titel könnten weitere sinnvolle Information untergebracht werden. A+ Content ist vorhanden, zeigt aber ebenfalls Optimierungspotential (was keine Punktabzüge gebracht hat).
Performance chinesischer Hersteller
Gerade im Elektronik-Bereich tummeln sich einige Hersteller, die den Marktplatz direkt aus Asien heraus bedienen. Beispielhaft wollen wir den Hersteller OMOTON betrachten. Dieser erzielt zwar rechnerisch eine hohe Punktzahl, dessen Listings können jedoch hinsichtlich sprachlicher Qualität (noch) nicht überzeugen:
Auch der Slogan von OMOTON: “OMOTON, Besser als ihren Bedarf!” kann nicht überzeugen. OMOTON ist aber kein Einzelfall, sondern steht stellvertretend für eine ganze Reihe von chinesischen Anbietern auf Amazon. Auch andere, von uns nicht berücksichtigte Marken, stammen von dem gleichen oder ähnlichen Herstellern: Avolare und Mpow sind ebenfalls Hersteller aus dem Boom-Town Shenzen in China.
Wie im Beispiel ersichtlich haben diese Listings noch deutliche Schwächen. Beachtlich ist, dass diese chinesischen Händler schon jetzt wissen, wie Produkte auf Amazon optimal präsentiert werden müssen. Mit Hilfe einer hiesigen Agentur oder dem Einsatz von Muttersprachlern könnten sie ihre Listings leicht perfektionieren. Sind diese chinesischen Hersteller heute für einen/eine Kunden*Kundin noch leicht zu erkennen, dürfte sich das nach einer Überarbeitung der Listings ändern.
Auch am unteren Ende unserer Liste findet sich eine weitere bekannte chinesische Marken. Ist Xiaomi für viele Gadget-Liebhaber ein Geheimtipp, so schneiden deren Listings auf Amazon zum Zeitpunkt der Analyse schlecht ab, wie das folgende exemplarische Beispiel zeigt:
Listing von Xiaomi
Unklar ist, ob sich hinter dem in UK registrierten Händler Elec.Mall mit dem Geschäftsnamen “Shen Zhen Shi Shi Bo Tong Da Gong Ying Lian You Xian Gong Si” der Hersteller selbst verbirgt oder ob dies nur ein Händler ist.
Marken im Vergleich
Wie unterscheiden sich die Produktlistings von Marken, die im gleichen Segment tätig sind, bei genauer Betrachtung?
WMF vs. Tefal
Die beiden auf Kochutensilien spezialisierten Händler WMF und Tefal bieten sich ein spannendes Rennen auf Amazon. WMF liegt mit 50 Punkten am Ende des Mittelfeldes. Tefal erreicht 62 Punkte und liegt damit knapp über dem Mittelfeld und deutlich vor WMF. Beide Marken präsentieren ausgewählte Produkte jedoch sehr umfangreich, wie wir an zwei Produktlistings für Pfannen zeigen wollen:
Das WMF Listing erreicht in unserem Index 66 Punkte. Bilder (4), Videos (2), ausführlicher Titel und Highlights wurden genutzt. Der Titel ist mit 150 Zeichen am Maximum angelangt. Die etwas lieblos hintereinander gereihten Keywords im Titel sollten lesbarer gestaltet werden, zumal sich zwei Keywords wiederholen. A+ Content ist vorhanden.
Das Tefal Listing erreicht 88 Punkte und gehört damit mit zu einem der Top Listings in unserer Analyse. Zahlreiche Bilder (10), viele davon zoombar, ein Video und genutzte Highlights sprechen für sich. Der Produkttitel ist dabei auf das wesentliche beschränkt und nicht zu lang. Ausführlicher A+ Content rundet das Produktlisting ab.
Ausgewählte Produkte von WMF und Tefal verfügen über stark optimierte Listings. Die Streuung zwischen den verschiedenen Listings ist jedoch groß. So entstehen für beide Marken in Betrachtung aller Listings mittlere Punkteränge.
LEGO vs. Playmobil
Gerade die Spielzeugbranche beobachtet eine deutliche Verlagerung der Umsätze vom stationären in den Online-Handel. Große Ketten wie Toys’r Us mussten bereits Konkurs anmelden. So sollten große Spielzeugmarken ihre Präsentation auf Amazon bis ins maximal mögliche ausreizen. Dies ist jedoch bisher nicht der Fall.
LEGO erreicht mit durchschnittlich 58 Punkten das Mittelfeld des Index. Playmobil landet mit 35 Punkten unter den letzten 20% des Index. LEGO hat gegenüber Playmobil die Nase bei den Produktlistings vorn. Ausbaupotential zeigt sich aber bei genauer Betrachtung zweier beispielhaft gewählter Produktlistings:
Dieses Listing erreicht dank zahlreichen Abbildungen, Video und ausgefüllten Highlights solide 61 Punkte. Der Titel könnte dabei aussagekräftiger sein, wie auch die Produktbeschreibung, die knapp 350 Zeichen umfasst. A+ Content ist nicht enthalten.
Beispiel Playmobil
Das Playmobil-Listing erreicht 36 Punkte. Nicht ganz so viele Abbildungen, aber zwei Videos sind enthalten. Alle Highlights wurden ausgefüllt, aber nicht sinnvoll genutzt. Wie schon bei LEGO sind auch bei Playmobil Titel und Produktbeschreibung (knapp 260 Zeichen) wenig aussagekräftig. A+ Content ist nicht enthalten.
In der Betrachtung aller analysierten Produktlistings von LEGO und Playmobil zeigen sich bei beiden Marken Schwächen in der Ausarbeitung und Optimierungspotential. Insgesamt sind die Produktlistings von LEGO dabei etwas besser aufgestellt als die von Playmobil.
Die Verlierer
Auch am Ende der Liste sammeln sich bekannte Marken, deren Produkte häufig auf Amazon gekauft werden. Die Produktlistings dieser Marken weisen große Mängel auf. Hier eine Übersicht der Marken, deren Listings noch deutliches Potenzial bieten:
Flop 10
Punkte
Herlitz
29
Pritt
28
Wella
28
Pelikan
26
Sonax
26
Almased
25
Johnson & Johnson
24
Mellerud
22
Neudorff
22
OHROPAX
22
Wir wollen beispielhaft einige der weniger starken Marken vorstellen.
Almased
Den Abnehmhelfer gibt es nicht nur in der Apotheke, sondern auch auf Amazon zu kaufen. Die Produktpräsentation ist hier jedoch deutlich schlechter. So erreicht Almased nur 25 von 100 möglichen Punkten und landet im unteren Bereich unseres Index. Obwohl das Produkt von Vendoren und Sellern verkauft wird, sind alle Produktlistings unterdurchschnittlich gestaltet. Wenige und zudem schlecht ausgeleuchtete oder schiefe Produktfotos und gleichzeitig kaum genutzte Produkt-Highlights wirken auf potentielle Kunden*Kundinnen nicht beratend oder ansprechend. Im Bereich der Diätnahrung sind zahlreiche unbekannte Wettbewerber deutlich besser positioniert.
Johnson & Johnson
Der Konzern Johnson & Johnson mit der Marke bebe schließt mit 24 Punkten nicht gut ab. Die Produkte werden auf sehr unterschiedliche Art und Weise auf Amazon präsentiert, was auf die Verwaltung der Produktdaten durch verschiedene Händler schließen lässt. Die Listings enthalten meist nur ein bis zwei Produktabbildungen, einen sehr kurzen, aussageschwachen Produkttitel sowie eine unformatierte Produktbeschreibung. Von fünf möglichen Highlights werden nur selten alle genutzt. Wenn diese genutzt werden, sind die enthaltenen Informationen sehr kurz gehalten und nicht keywordoptimiert. A+ Content oder Videos fehlen ebenfalls.
Hier ein Beispiel für ein Johnson & Johnson-Listing mit einem - scheinbar mit der Handykamera aufgenommenen - Schnappschuss-Foto:
Mellerud
Die Marke Mellerud vertreibt Reinigungs- und Pflegeprodukte und erzielt im Schnitt 22 Punkte. Damit liegt sie ebenfalls am unteren Ende der Liste. Viel mehr als Basisinformationen geben die Produktlistings von Mellerud nicht her. Mit häufig nur einem, zudem schlecht zugeschnittenen Abbild der Produktverpackung wird die Produktanwendung nur durch den Produkttitel oder die Beschreibung klar. In den schlecht ausgenutzten Highlights finden sich einige Keywords, die auf die Anwendung des Produktes schließen lassen. A+ Content ist nicht vorhanden.
Neudorff
Die Marke Neudorff als Anbieter von Pflanzen-Pflegeprodukten landet mit 22 Punkten am unteren Ende des Index. Die Produktlistings verfügen meist nur über ein oder zwei Produktabbildungen der Vorderseite der Verpackung. Details zum Produkt werden kaum deutlich, die Highlights sind selten vollständig genutzt. Ein Kunde, der ein solches Produkt kauft, wird auf Amazon kaum beraten. A+ Content oder Videos sind nicht vorhanden.
OHROPAX
Die bekannte Marke für den ruhigen Schlaf hat ihren Markenauftritt auf Amazon nicht im Griff. Die Produkte von Ohropax sind scheinbar von verschiedenen Vendoren und Sellern angelegt worden und präsentieren sich mit einem Durchschnitt von 22 Punkten in einem schlechten Bild. Oft mangelt es an Bildern, aussagekräftigen Titeln und optimierten Highlights.
Manche Produkte sind zusätzlich zur schlechten Präsentation auch inhaltlich falsch angegeben. So sind Packungsgrößen nicht nachvollziehbar oder Produkte mehrfach gelistet wie folgendes Beispiel zeigt:
Nur drei der untersuchten Ohropax Produkte verfügen über A+ Content, der weitere Details über das Produkt und dessen Anwendung gibt. Die Beratung zu Anwendung und Linderung des Geräuschempfinden ist unzureichend.
Negativbeispiele für schlechte Produktabbildungen
Viele Produktlistings weisen Mängel bei den Abbildungen auf. Schlecht geschossene, unscharfe, falsche oder fehlende Bilder verschenken Potentiale bei der Produktpräsentation. Dabei sind Produktabbildungen auf Amazon der wichtigste und von dem/der Kunden*Kundi zuerst wahrgenommen Teil eines Produktlistings. Im folgenden einige Beispiele von schlechten Produktabbildungen:
Pritt
Unter der Marke Pritt finden sich einige Negativ-Beispiele, wie Produktbilder auf Amazon nicht eingesetzt werden sollten.
Pelikan
Die Marke Pelikan macht Kunden*Kundinnen den Einkauf auf Amazon unnötig kompliziert.
Fazit
Die Punkteverteilung der betrachteten Marken auf der Skala von 0 bis 100 sieht folgendermaßen aus:
Die Verteilung zeigt, dass mehr als die Hälfte der betrachteten Marken deutliches Aufholpotenzial bei den eigenen Produktlistings hat. Nur wenige Marken schaffen es in die oberen Ränge.
Das Ergebnis ist aus zwei Gründen bemerkenswert:
- Gute Produktlistings zu erstellen ist keine Raketenwissenschaft. Amazon stellt klare Anforderungen an ein Listing, der Gestaltungsspielraum ist ohnehin begrenzt. Selbst beim Einsatz von A+ Content (bzw. "erweiterten Inhalten für Marken") kann man nur auf eine reduzierte Anzahl von definierten Templates zurückgreifen. Diverse Tools unterstützen bei der Ermittlung der relevanten Keywords. Kurz gesagt: Ein gutes Listing zu erstellen ist eher Fleiß- als Kreativarbeit. Große Budgets benötigt man hierfür nicht.
- Die Bedeutung Amazons dürfte allen Entscheider*innen im Marketing und Vertrieb deutlich sein. Trotzdem scheint der Fokus noch nicht überall auf diesem Kanal zu liegen. Marktplatzspezialisten wie kwmobile zeigen jedoch, was möglich ist, wenn man sich auf diesen Kanal konzentriert.
Auf der anderen Seite gibt es unserer Erfahrung nach auch einige Erklärungsansätze:
- Es ist häufig unklar, wer über die Schreibrechte eines Listings verfügt. Viele Listings wurden vor langer Zeit von irgendeinem Händler, der das Produkt verkauft, angelegt. Möchte der Markeninhaber oder ein anderer Händler etwas am Inhalt des Listings ändern, scheitert dies oftmals daran, dass er keinen Zugriff auf die Daten erhält. Uns sind auch Fälle bekannt, bei denen selbst eine Marken-Registrierung in der Amazon "Brand Registry" nicht weiterhilft und Änderungen nur mit Hilfe des Amazon Katalog-Teams eingestellt werden können. Ein mühsamer Prozess.
- Selbst wenn ein Listing einmal optimiert wurde, gibt es keine Garantie, dass der Inhalt auch so bleibt. Gerade aufgrund der unklaren Rechte-Regelungen kommt es immer wieder dazu, dass Produktdaten überschrieben werden und Änderungen verloren gehen. Hier hilft nur ein tägliche Überwachung der wesentlichen Listing-Elemente.
- Täglich legen Marketplace Händler neue Listings zu Produkten an, die aber bereits im Katalog von Amazon in gleicher oder ähnlicher Form enthalten sind. Das Ziel ist häufig die Vermeidung von Buybox-Kämpfen. So entstehen Mehrfachlistings der selben Produkte. Diesen "Wildwuchs" zu bereinigen ist eine echte Sysiphos-Arbeit, die einer guten Tool-Unterstützung und einer dedizierten Ressource im Unternehmen bedarf. Diese Produkte müssen identifiziert und und mit den richtigen ASINs zusammengelegt werden. Marktplatzspezialisten, die nicht an andere Händler vertreiben, haben es hier naturgemäß einfacher.
- Amazon genießt bei vielen Herstellern nur geteilte Aufmerksamkeit. Viele Händler betreuen Amazon häufig nur "nebenbei" und setzten den Fokus stark auf andere Unternehmensaufgaben. Unsere Analyse zeigt, dass viele Marken bereits einen Wandel vollzogen haben, ihre Aufgaben auf Amazon kennen und bestehende Probleme bearbeiten. Solche, die heute noch untätig sind, sollten beginnen, Fachabteilungen zu bilden und ihre Aktivitäten auf Amazon zu intensivieren.
Wir werden die Analyse zu gegebener Zeit wiederholen und überprüfen, ob es hier eine Entwicklung gibt.
Anhang:
Vollständige Liste der 100 betrachteten "Topmarken" auf Amazon.
Platz
Marke
Punkte
1
Pampers
83
2
HP
80
3
ANSMANN
79
4
Wicked Chili
77
5
Braun
76
6
Sonos
75
7
Seagate
75
8
kwmobile
73
9
AmazonBasics
72
10
Felix
72
11
Gigaset
72
12
blackroll-orange / Dr. Paul Koch GmbH
72
13
Philips
72
14
TaoTronics
71
15
Samsung
71
16
Mattel
71
17
Logitech
71
18
Mattel Fisher-Price
71
19
TP-Link
71
20
Avery Zweckform
70
21
JBL
70
22
STABILO
69
23
Fiskars
68
24
Aukey
68
25
Western Digital
67
26
Dyson
67
27
Gillette
66
28
HiPP
65
29
AVM
64
30
SanDisk
64
31
tesa
63
32
Melitta
63
33
Brita
62
34
Severin
62
35
Remington
62
36
Epson
62
37
Tefal
62
38
3M
61
39
Osram
59
40
DeLonghi
58
41
Rowenta
58
42
LEGO
58
43
Blackroll
58
44
Durex
57
45
Krups
57
46
Panasonic
56
47
Nuk
56
48
Hansgrohe
56
49
Hasbro
55
50
Siemens
55
51
TomTom
54
52
Toshiba
54
53
Leifheit
54
54
Abus
54
55
Maybelline New York
54
56
Casio
53
57
Anker
53
58
Staedtler
52
59
Oral-B
51
60
Durable
51
61
Faber-Castell
51
62
Edding
51
63
SodaStream
50
64
WMF
50
65
Eastpak
50
66
Grundig
49
67
Hama
48
68
Bosch
46
69
Somat
45
70
Fossil
44
71
Penaten
44
72
Canon
42
73
Miele
41
74
Gardena
40
75
Schleich
40
76
Puma
40
77
Kärcher
40
78
Ravensburger
40
79
Victorinox
39
80
Fackelmann
38
81
Makita
38
82
Vileda
37
83
Jura
36
84
Apple
36
85
PLAYMOBIL
35
86
Liqui Moly
34
87
Sony
34
88
Varta
34
89
Castrol
33
90
Brunnen
32
91
Herlitz
29
92
Pritt
28
93
Wella
28
94
Pelikan
26
95
Sonax
26
96
Almased
25
97
Johnson & Johnson
24
98
Mellerud
22
99
Neudorff
22
100
OHROPAX
22
Untersuchte Hauptkategorien
Folgende 19 Hauptkategorien haben wir uns angeschaut:
- Auto und Motorrad
- Baby
- Baumarkt
- Beauty
- Beleuchtung
- Bürobedarf und Schreibwaren
- Computer und Zubehör
- Drogerie und Körperpflege
- Elektronik und Foto
- Garten
- Gewerbe, Industrie und Wissenschaft
- Haustier
- Koffer, Rucksäcke und Taschen
- Küche und Haushalt
- Musikinstrumente und DJ-Equipment
- Schmuck
- Spielzeug
- Sport und Freizeit
- Uhren
Da die Kategorie “Bekleidung” besonderen Einschränkungen hinsichtlich der Listing-Gestaltung unterliegt, haben wir diese Kategorie nicht betrachtet.