Analyse der Top-Marken auf Amazon in 2018

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Stephan Bruns
Stephan Bruns

Amazon ist Online-Marktplatz Nummer eins für eine Vielzahl von Produktkategorien. Allein von 2016 auf 2017 ist der Konzern insgesamt mit rund 42 Mrd. US-Dollar auf 178 Mrd.US-Dollar Umsatz gewachsen; ein Zuwachs von 31% nicht zuletzt auch durch Akquisitionen.

Kaum eine Marke kann Amazon als zentrale Plattform ignorieren. Ist der Hersteller nicht selbst auf Amazon aktiv, so sind es spätestens dessen Händler, die die eigenen Produkte dort zum Kauf anbieten. Die jeweiligen Produkte einer Marke werden auf den Produktdetailseiten inszeniert. Ist der Einfluss in der Präsentation zwar begrenzt, gibt es doch diverse Instrumente, die Marken nutzen können, um Ihre Produkte zu inszenieren. 

Gut formulierte und gestaltete Produktlistings haben einen enormen Einfluss auf Absatz und Umsatz. Bei der Formulierung der Produktlistings sollte der Hersteller sicherstellen, dass ein Produkt für die relevanten Suchbegriffe gefunden werden kann. Gute Bilder, eine Vorteilsargumentation uvm. helfen im Anschluss bei der Konversion.

Wir haben uns die Produktdetailseiten großer Marken genauer angeschaut um herauszufinden, welche Marken sich Stand heute mehr oder weniger um die eigenen Produkte auf Amazon kümmern. Die Ergebnisse haben uns stellenweise überrascht.

Methode

Auswahl der Marken

Wir haben aus 19 ausgewählten Hauptkategorien (siehe Anhang) 100 Marken ausgewählt, die Amazon als "Topmarke" in einer der Hauptkategorien eingestuft hat. Für die Hauptkategorie “Küche & Haushalt” sieht die Übersicht über die Top-Marken z.B. so aus:

Topmarken der Kategorie "Küche, Haushalt & Wohnen" Quelle: https://www.amazon.de/gp/search/other/?ie=UTF8&bbn=3167641&pickerToList=lbr_brands_browse-bin&rh=n%3A3167641
Topmarken der Kategorie "Küche, Haushalt & Wohnen" Quelle:

Nach welcher Logik Amazon eine Marke als “Topmarke” bestimmt, ist uns nicht bekannt. Unter allen "Topmarken" der betrachteten 19 Hauptkategorien haben wir 100 Marken bestimmt, die wir für relevant halten. Diese Auswahl erfolgt nicht repräsentativ, die Marken wurden nach subjektiver Bekanntheit oder Marktrelevanz bestimmt. In dieser Untersuchung soll nicht primär die Vollständigkeit der betrachteten Marken, sondern eine vergleichsweise repräsentative Stichprobe im Vordergrund stehen.

Die Amazon-Strategien der einzelnen Marken ist uns nicht bekannt. Es ist also möglich, dass die Analyse Marken beinhaltet, die im Extremfall gar nicht auf Amazon vertreten sein wollen. Die Produktlistings dieser Marken werden weder von der Marke selbst noch vom jeweiligen Händler gepflegt. Dem Konsumenten stellt sich diese Frage jedoch nicht. Seine Wahrnehmung einer Marke wird auch vor allem durch den Markenauftritt auf Amazon bestimmt.

Auswahl der Produkte einer Marke

Für jede der 100 Marken haben wir die Produkte der ersten Suchergebnisseite analysiert. Diese erscheinen wenn man auf die jeweilige Marke klickt. Für die Marke “Brita” sieht diese Seite beispielhaft wie folgt aus:

Topmarken der Kategorie "Küche, Haushalt & Wohnen"

Auf dieser Seite werden üblicherweise die ersten 24 bzw. 48 Produkte einer Marke angezeigt. In der Regel finden sich hier auch die absatzstärksten Produkte einer Marke wieder, tendenziell absteigend sortiert. In anderen Worten: Auf Seite eins finden sich die Topseller einer Marke. Eine Marke sollte sich verstärkt um diese Produkte kümmern, um deren Position in den Suchergebnissen zu sichern oder weiter zu verbessern bzw. deren Erscheinungsbild zu optimieren.

Wir haben eine Marke in der Analyse nur dann berücksichtigt, wenn diese über 15 oder mehr Produkte verfügt. Aufgrund dieser Einschränkung fallen auch einige bekannte Marken aus einer Kategorie heraus. Es wäre aber schwierig, aussagekräftige Durchschnittswerte zu bilden, wenn eine Marke z.B. nur mit drei Produkten in einer Kategorie präsent sind.

Insgesamt flossen auf diese Weise knapp 4.400 Produktlistings in die Analyse ein.

Analysierte Listing-Elemente

Wir haben uns im nächsten Schritt einige typische Elemente eines Produktlistings angeschaut, auf die eine Marke konkret Einfluss nehmen kann. Hierzu gehören aus unserer Sicht:

  1. Produkttitel
  2. Bilder und Videos
  3. Highlights (auch “Bullets” genannt)
  4. Produktbeschreibung
  5. A+ Content

Hinsichtlich der einzelnen Elemente haben wir analysiert, ob bzw. in welchem Umfang das jeweilige Element genutzt wurde. In einem Scoring-Modell wurden dann Punkte für die verschiedenen Elemente verteilt. 

Im Rahmen dieser Analyse ist uns aufgefallen, dass viele Marken in verschiedenen oftmals auch unpassende Hauptkategorien einsortiert sind, z.B. die Marke “Lamy” in “Elektronik & Foto”. Wir haben die Kategorisierung daher nicht als “On-page Faktor” herangezogen. Der Hersteller hat hierauf nur bedingten Einfluss, da Amazon die Kategorisierung mit beeinflusst.

Produkttitel

Beim Titel gab es Pluspunkte, wenn eine Mindestlänge in Zeichen nicht unterschritten, gleichzeitig aber eine Höchstlänge nicht überschritten wurde. Abzüge gab es, wenn die eigene Marke im Titel nicht erwähnt wird, wie es die meisten Amazon-Styleguides (Richtlinie für die Gestaltung der Produktdetailseite) vorschreiben.

Überlange Produkttitel führen zu Abzügen in der Wertung Quelle: https://www.amazon.de/dp/B019VA7EJE

Bilder und Videos

Bei den Bildern und Videos wurde analysiert, wie viele Bilder zusätzlich zum Hauptbild genutzt wurden, ob es sich um hochauflösende Bilder (HD Bilder) handelt, die eine Lupenfunktion ermöglichen und ob Produktvideos vorhanden sind. In diesem Beispiel gilt: Je mehr, desto besser. Bei zwei sonst identischen Listings erhielt gemäß unserem Scoring-Modell das Listing mehr Punkte, das mehr (HD) Bilder verwendet hat. Da es auch einige kuriose Listings mit bis zu 48 Bildern gibt, haben wir die in dieser Kategorie maximal zu erzielende Punktzahl limitiert. Hier ein Beispiel für ein Produkt mit 48 Produktbildern:

Werkzeug-Set der Marke “Wera” mit 48 Produktbildern Quelle: https://www.amazon.de/dp/B00TJ3J81Q
Werkzeug-Set der Marke “Wera” mit 48 Produktbildern Quelle:

Insgesamt nutzt der Großteil der Marken nach wie vor nur ein Produktbild:

Verteilung der Anzahl Bilder je Listing
Verteilung der Anzahl Bilder je Listing

Highlights

Bei den Highlights, die direkt neben dem Bild “above-the-fold” (sofort sichtbar beim Aufruf der Seite am Desktop) angezeigt werden und somit neben dem Bild häufig erster Anlaufpunkt für den Blick des/der Kunden*Kundin sind, haben wir Punkte für jeden gefüllten Bullet gegeben, wohlwissend, dass in einigen Kategorien diese Bullets automatisch auf Basis der Produktdaten gefüllt werden. Die Länge der Hightlights sowie die inhaltliche Gestaltung wurde hier nicht berücksichtigt. Für mehr als fünf Highlights gab es keine Zusatzpunkte.

Beispiel für die Nutzung der sog. “Highlights” Quelle: https://www.amazon.de/dp/B01N9BU4Y7/

Beispiel für die Nutzung der sog. “Highlights”, Quelle: https://www.amazon.de/dp/B01N9BU4Y7/

Insgesamt wird bei dem Großteil aller Marken von den Highlights Gebrauch gemacht. Der überwiegende Teil der Marken nutzt alle 5 Highlights:

Anzahl der genutzten Highlights
Anzahl der genutzten Highlights

Produktbeschreibung

Bei der Produktbeschreibung gilt es mehrere Varianten zu unterscheiden. Bei 77% aller Produkte haben wir die klassische, einfache Produktbeschreibung vorgefunden. Hier haben wir geprüft, ob diese eine gewisse Mindestlänge nicht unterschreitet. Für eine Produktbeschreibung wie die folgende gab es demnach keine Punkte:

Beispiel für eine sehr kurz gehaltene Produktbeschreibung Quelle: https://www.amazon.de/dp/B00DULI990

Knapp 40% der analysierten Produkte der 100 Marken verfügen bereits über A+ Content, der visuell mehr Möglichkeiten bietet, um ein Produkt in Szene zu setzen. In der Regel wird der A+ Content anstelle der Produktbeschreibung angezeigt.

Anteil der Listings mit A+ Content
Anteil der Listings mit A+ Content

Es gibt jedoch auch Fälle, bei der die Produktbeschreibung zusätzlich zum A+ Content angezeigt wird. In diesem Fall haben wir ausschließlich das Vorhandensein des A+ Contents gewertet und es gab keine Punkte für eine ausführliche Produktbeschreibung.

Beispiel für A+ Content, der zusätzlich zur Beschreibung angezeigt wird.
Beispiel für A+ Content, der zusätzlich zur Beschreibung angezeigt wird.

A+ Content bietet gerade in der mobilen Ansicht deutliche Vorteile, da dieser prominent angezeigt wird, wenn der Nutzer auf dem Smartphone nach unten scrollt.

A+ Content auf dem Smartphone in der Amazon-App
A+ Content auf dem Smartphone in der Amazon-App

Die Anzahl von Bewertungen, das Produktrating oder das Vorhandensein eines “Bestseller” oder “Amazon Choice” Badges wurde in der Bewertung nicht berücksichtig, da eine Marke hierauf nur indirekt Einfluss nehmen kann.

Am Ende wurden die vergebenen Punkte pro Produktlisting addiert und auf den Bereich 0 bis 100 indexiert.

Disclaimer

Die gewählte Methode hat keinen Anspruch darauf, die einzig gültige zu sein. So werden z.B. fünf kurze Highlights gleich stark gewertet wie fünf ausführlich formulierte Highlights. Auch die Qualität von Bildern und Texten kann nicht automatisiert erfasst werden. Dadurch erhalten im Zweifel auch Listings viele Punkte, deren Text-Qualität nicht überzeugen kann. Im Gegensatz dazu sind Listings, die nur eine geringer Punktzahl erreichten, schlecht für den Marktplatz Amazon optimiert. Trotz dieser Schwächen der Analyse werden auf Basis dieses vereinfachten Punktemodells deutliche Unterschiede bei den betrachteten Marken erkennbar.

Ergebnisse

Folgende “Gewinner und Verlierer” werden in einem Kurzprofil vorgestellt. Anhand einiger Beispiel machen wir die Beobachtungen der Studie konkret.

Die Gewinner

Auf den vorderen Plätzen finden sich Marken unterschiedlicher Coleur wieder. Darunter sind große Konzerne (“Pampers”), Marktplatzspezialisten (“kwmobile”) wie auch Amazons Eigenmarke “AmazonBasics”.

Top 10

Punkte

Pampers

83

HP

80

Ansmann

79

Wicked Chili

77

Braun

76

Sonos

75

Seagate

75

kwmobile

73

AmazonBasics

72

Felix

72

Pampers

Ein Artikel, der in der Analyse in den Bereich “best-practice” fällt, ist ein Artikel vom Spitzenreiter “Pampers”:

Pampers Produktlisting mit erreichter Maximalpunktzahlt von 100 Punkten, Quelle: https://www.amazon.de/dp/B00AR9HX3G
Pampers Produktlisting mit erreichter Maximalpunktzahlt von 100 Punkten, Quelle:

Das Produktlisting enthält alles, was einen guten Produktauftritt ausmacht:

  • Aussagekräftiger Titel
  • Alle Highlights genutzt
  • Eine Vielzahl von HD Bildern inkl. Video
  • Ansprechender A+ Content mit weiteren Bildern und einer Tabelle, welche die Wahl der passenden Windelgröße vereinfacht

HP

Der Druckerhersteller HP kann mit einer vielzahl seiner Listings überzeugen und erreicht mehrfach die volle Punktzahl von 100 Punkten, wie auch mit folgendem Beispiel: 16 HD-Bilder, Video, optimierter Titel, voll genutzte Highlights und A+ Content ergeben ein in der Analyse optimales Produktlisting.

HP Listing mit 100 Punkten Quelle:

Ansmann

Auch die Listings der Marke Ansmann erreichen gute Werte. Mit 14 HD-Bildern, Video, voll genutzten Highlights und A+ Content hätte das Listing auch die volle Punktzahl erreicht, wäre nicht der Produkttitel etwas zu lang .

ANSAMANN Listing mit 89 Punkten Quelle: https://www.amazon.de/dp/B0058GHJBO

Wicked Chili

Auch die Marke des deutschen Händlers “Wicked Chili” liegt auf den oberen Plätzen. Die Listings erreichen durchweg hohe Werte, allerdings entsprechen viele Produkttitel nicht den Amazon Richtlinien. Hier wurdendie Modellbezeichnung der passenden Geräte im Titel untergebracht. Eine Information, die eigentlich in die Highlights gehört, aber aus SEO Gesichtspunkten dennoch häufig im Titel untergebracht wird.

Quelle: https://www.amazon.de/dp/B001KU4RBW
Wicked Chili Listing mit _72_Punkten Quelle:

AmazonBasic

Auch die Amazon Eigenmarke “AmazonBasics” schneidet gut ab. Nicht verwunderlich, sollte Amazon seine Produktlistings doch den eigenen Regeln optimal anpassen können. Aber dennoch zeigt sich hier Optimierungspotenzial, wie das folgende Listing beispielhaft zeigt:

Quelle: https://www.amazon.de/dp/B009FUF6DM
Amazon Basic Listing mit _62_Punkten. Quelle:

Amazon nutzt hier nur zwei Produktabbildungen. Auch im Titel könnten weitere sinnvolle Information untergebracht werden. A+ Content ist vorhanden, zeigt aber ebenfalls Optimierungspotential (was keine Punktabzüge gebracht hat).

Performance chinesischer Hersteller

Gerade im Elektronik-Bereich tummeln sich einige Hersteller, die den Marktplatz direkt aus Asien heraus bedienen. Beispielhaft wollen wir den Hersteller OMOTON betrachten. Dieser erzielt zwar rechnerisch eine hohe Punktzahl, dessen Listings können jedoch hinsichtlich sprachlicher Qualität (noch) nicht überzeugen:

Beispiel eines Produktes der Marke OMOTON<br /> Quelle: https://www.amazon.de/dp/B01BTUHADY

Auch der Slogan von OMOTON: “OMOTON, Besser als ihren Bedarf!” kann nicht überzeugen. OMOTON ist aber kein Einzelfall, sondern steht stellvertretend für eine ganze Reihe von chinesischen Anbietern auf Amazon. Auch andere, von uns nicht berücksichtigte Marken, stammen von dem gleichen oder ähnlichen Herstellern: Avolare und Mpow sind ebenfalls Hersteller aus dem Boom-Town Shenzen in China.

Wie im Beispiel ersichtlich haben diese Listings noch deutliche Schwächen. Beachtlich ist, dass diese chinesischen Händler schon jetzt wissen, wie Produkte auf Amazon optimal präsentiert werden müssen. Mit Hilfe einer hiesigen Agentur oder dem Einsatz von Muttersprachlern könnten sie  ihre Listings leicht perfektionieren. Sind diese chinesischen Hersteller heute für einen/eine Kunden*Kundin noch leicht zu erkennen, dürfte sich das nach einer Überarbeitung der Listings ändern.

Auch am unteren Ende unserer Liste findet sich eine weitere bekannte chinesische Marken. Ist Xiaomi für viele Gadget-Liebhaber ein Geheimtipp, so schneiden deren Listings auf Amazon zum Zeitpunkt der Analyse schlecht ab, wie das folgende exemplarische Beispiel zeigt:

Listing von Xiaomi

XIAOMI Quelle: https://www.amazon.de/B019FBWOSA/
XIAOMI Listing mit 54Punkten Quelle:

Unklar ist, ob sich hinter dem in UK registrierten Händler Elec.Mall mit dem Geschäftsnamen “Shen Zhen Shi Shi Bo Tong Da Gong Ying Lian You Xian Gong Si” der Hersteller selbst verbirgt oder ob dies nur ein Händler ist.

Marken im Vergleich

Wie unterscheiden sich die Produktlistings von Marken, die im gleichen Segment tätig sind, bei genauer Betrachtung?

WMF vs. Tefal

Die beiden auf Kochutensilien spezialisierten Händler WMF und Tefal bieten sich ein spannendes Rennen auf Amazon. WMF liegt mit 50 Punkten am Ende des Mittelfeldes. Tefal erreicht 62 Punkte und liegt damit knapp über dem Mittelfeld und deutlich vor WMF. Beide Marken präsentieren ausgewählte Produkte jedoch sehr umfangreich, wie wir an zwei Produktlistings für Pfannen zeigen wollen:

Beispiel WMF Quelle: https://www.amazon.de/dp/B007H4B4H0

Das WMF Listing erreicht in unserem Index 66 Punkte. Bilder (4), Videos (2), ausführlicher Titel und Highlights wurden genutzt. Der Titel ist mit 150 Zeichen am Maximum angelangt. Die etwas lieblos hintereinander gereihten Keywords im Titel sollten lesbarer gestaltet werden, zumal sich zwei Keywords wiederholen. A+ Content ist vorhanden.

Beispiel Tefal Quelle: https://www.amazon.de/dp/B0045CJYHO

Das Tefal Listing erreicht 88 Punkte und gehört damit mit zu einem der Top Listings in unserer Analyse. Zahlreiche Bilder (10), viele davon zoombar, ein Video und genutzte Highlights sprechen für sich. Der Produkttitel ist dabei auf das wesentliche beschränkt und nicht zu lang. Ausführlicher A+ Content rundet das Produktlisting ab.

Ausgewählte Produkte von WMF und Tefal verfügen über stark optimierte Listings. Die Streuung zwischen den verschiedenen Listings ist jedoch groß. So entstehen für beide Marken in Betrachtung aller Listings mittlere Punkteränge.

LEGO vs. Playmobil

Gerade die Spielzeugbranche beobachtet eine deutliche Verlagerung der Umsätze vom stationären in den Online-Handel. Große Ketten wie Toys’r Us mussten bereits Konkurs anmelden. So sollten große Spielzeugmarken ihre Präsentation auf Amazon bis ins maximal mögliche ausreizen. Dies ist jedoch bisher nicht der Fall.

LEGO erreicht mit durchschnittlich 58 Punkten das Mittelfeld des Index. Playmobil landet mit 35 Punkten unter den letzten 20% des Index. LEGO hat gegenüber Playmobil die Nase bei den Produktlistings vorn. Ausbaupotential zeigt sich aber bei genauer Betrachtung zweier beispielhaft gewählter Produktlistings:

Beispiel LEGO Quelle: https://www.amazon.de/dp/B013GY7NTW

Dieses Listing erreicht  dank zahlreichen Abbildungen, Video und ausgefüllten Highlights solide 61 Punkte. Der Titel könnte dabei aussagekräftiger sein, wie auch die Produktbeschreibung, die knapp 350 Zeichen umfasst. A+ Content ist nicht enthalten.

Beispiel Playmobil

Beispiel Playmobil Quelle: https://www.amazon.de/dp/B01LYRIWZ0

Das Playmobil-Listing erreicht 36 Punkte. Nicht ganz so viele Abbildungen, aber zwei Videos sind enthalten. Alle Highlights wurden ausgefüllt, aber nicht sinnvoll genutzt. Wie schon bei LEGO sind auch bei Playmobil Titel und Produktbeschreibung (knapp 260 Zeichen) wenig aussagekräftig. A+ Content ist nicht enthalten.

In der Betrachtung aller analysierten Produktlistings von LEGO und Playmobil zeigen sich bei beiden Marken Schwächen in der Ausarbeitung und Optimierungspotential. Insgesamt sind die Produktlistings von LEGO  dabei etwas besser aufgestellt als die von Playmobil.

Die Verlierer

Auch am Ende der Liste sammeln sich bekannte Marken, deren Produkte häufig auf Amazon gekauft werden. Die Produktlistings dieser Marken weisen große Mängel auf. Hier eine Übersicht der Marken, deren Listings noch deutliches Potenzial bieten:

Flop 10

Punkte

Herlitz

29

Pritt

28

Wella

28

Pelikan

26

Sonax

26

Almased

25

Johnson & Johnson

24

Mellerud

22

Neudorff

22

OHROPAX

22

Wir wollen beispielhaft einige der weniger starken Marken vorstellen.

Almased

Den Abnehmhelfer gibt es nicht nur in der Apotheke, sondern auch auf Amazon zu kaufen. Die Produktpräsentation ist hier jedoch deutlich schlechter. So erreicht Almased nur 25 von 100 möglichen Punkten und landet im unteren Bereich unseres Index. Obwohl das Produkt von Vendoren und Sellern verkauft wird, sind alle Produktlistings unterdurchschnittlich gestaltet. Wenige und zudem schlecht ausgeleuchtete oder schiefe Produktfotos und gleichzeitig kaum genutzte Produkt-Highlights wirken auf potentielle Kunden*Kundinnen nicht beratend oder ansprechend. Im Bereich der Diätnahrung sind zahlreiche unbekannte Wettbewerber deutlich besser positioniert.

Almased Listing mit Fotos der Verpackung aber ohne jegliche Informationen in Titel und Highlights Quelle: https://www.amazon.de/dp/B004W5ZFNG

Johnson & Johnson

Der Konzern Johnson & Johnson mit der Marke bebe schließt mit 24 Punkten nicht gut ab. Die Produkte werden auf sehr unterschiedliche Art und Weise auf Amazon präsentiert, was auf die Verwaltung der Produktdaten durch verschiedene Händler schließen lässt. Die Listings enthalten meist nur ein bis zwei Produktabbildungen, einen sehr kurzen, aussageschwachen Produkttitel sowie eine unformatierte Produktbeschreibung. Von fünf möglichen Highlights werden nur selten alle genutzt. Wenn diese genutzt werden, sind die enthaltenen Informationen sehr kurz gehalten und nicht keywordoptimiert. A+ Content oder Videos fehlen ebenfalls.

Hier ein Beispiel für ein Johnson & Johnson-Listing mit einem - scheinbar mit der Handykamera aufgenommenen - Schnappschuss-Foto:  

Johnson & Johnson Listing der bekannten Produktmarke bebe https://www.amazon.de/dp/B0017KPBM4
Johnson & Johnson Listing mit 12 erreichten Punkten der bekannten Produktmarke bebe, Quelle:

Mellerud

Die Marke Mellerud vertreibt Reinigungs- und Pflegeprodukte und erzielt im Schnitt 22 Punkte. Damit liegt sie ebenfalls am unteren Ende der Liste. Viel mehr als Basisinformationen geben die Produktlistings von Mellerud nicht her. Mit häufig nur einem, zudem schlecht zugeschnittenen Abbild der Produktverpackung wird die Produktanwendung nur durch den Produkttitel oder die Beschreibung klar. In den schlecht ausgenutzten Highlights finden sich einige Keywords, die auf die Anwendung des Produktes schließen lassen. A+ Content ist nicht vorhanden.

Mellerud Silicon Entferner, verschenkt viel weißen Raum um die Produktabbildung. Mit nur zwei gefüllten Bulletpoints wäre noch weit mehr aus dem Produktlisting herauszuholen. Quelle: https://www.amazon.de/dp/B006289NVQ
Mellerud Silicon Entferner, verschenkt viel weißen Raum um die Produktabbildung. Mit nur zwei gefüllten Bulletpoints erreicht dieses Produktlisting 8 Punkte, Quelle:

Neudorff

Die Marke Neudorff als Anbieter von Pflanzen-Pflegeprodukten landet mit 22 Punkten am unteren Ende des Index. Die Produktlistings verfügen meist nur über ein oder zwei Produktabbildungen der Vorderseite der Verpackung. Details zum Produkt werden kaum deutlich, die Highlights sind selten vollständig genutzt. Ein Kunde, der ein solches Produkt kauft, wird auf Amazon kaum beraten. A+ Content oder Videos sind nicht vorhanden.

Wenig Aussagekraft hat dieses Listings von Neudorff, nur ein Bulletpoint ist ausgefüllt https://www.amazon.de/dp/B000QS888W
Wenig Aussagekraft hat dieses Listings mit 8 erreichten Punkten von Neudorff, nur ein Bulletpoint ist ausgefüllt Quelle:

OHROPAX

Die bekannte Marke für den ruhigen Schlaf hat ihren Markenauftritt auf Amazon nicht im Griff. Die Produkte von Ohropax sind scheinbar von verschiedenen Vendoren und Sellern angelegt worden und präsentieren sich mit einem Durchschnitt von 22 Punkten in einem schlechten Bild. Oft mangelt es an Bildern, aussagekräftigen Titeln und optimierten Highlights.

Manche Produkte sind zusätzlich zur schlechten Präsentation auch inhaltlich falsch angegeben. So sind Packungsgrößen nicht nachvollziehbar oder Produkte mehrfach gelistet wie folgendes Beispiel zeigt:

OHROPAX verwirrt die Kunden mit unklaren Produktangeboten. Gibt es hier nun 50 Stück, einen 5er Pack oder ein Pack zu kaufen? Quelle: https://www.amazon.de/dp/B016U6AXF4
Das gleiche Produkt erscheint noch einmal in einem anderen Produktlisting. Quelle: https://www.amazon.de/dp/B00ZG6RZE2

Nur drei der untersuchten Ohropax Produkte verfügen über A+ Content, der weitere Details über das Produkt und dessen Anwendung gibt. Die Beratung zu Anwendung und Linderung des Geräuschempfinden ist unzureichend.  

Negativbeispiele für schlechte Produktabbildungen

Viele Produktlistings weisen Mängel bei den Abbildungen auf. Schlecht geschossene, unscharfe, falsche oder fehlende Bilder verschenken Potentiale bei der Produktpräsentation. Dabei sind Produktabbildungen auf Amazon der wichtigste und von dem/der Kunden*Kundi zuerst wahrgenommen Teil eines Produktlistings. Im folgenden einige Beispiele von schlechten Produktabbildungen:

Pritt

Unter der Marke Pritt finden sich einige Negativ-Beispiele, wie Produktbilder auf Amazon nicht eingesetzt werden sollten.

Unscharfes und verpixeltes Produktfoto bei diesem Pritt-Listing Quelle: https://www.amazon.de/dp/B000NJUQNO
Unscharfes und verpixeltes Produktfoto bei diesem Pritt-Listing mit 24 Punkten, Quelle:
Oder aber einfach ein Platzhalter einfügen, wenn grad kein Produktbild zur Verfügung steht? (Laut Listing im Angebot von Amazon.de seit 17. April 2012) https://www.amazon.de/dp/B007UZ0IVE
Platzhalter statt Produktabbildung (im Angebot von Amazon.de seit 17. April 2012) in diesem Listing mit 17 Punkten, Quelle:

Pelikan

Die Marke Pelikan macht Kunden*Kundinnen den Einkauf auf Amazon unnötig kompliziert.

Der Titel sagt blau, das Bild sagt 9 verschiedene Farben, der Bulletpoint 5 Stück. Quelle: https://www.amazon.de/dp/B000OZQFRI
Der Titel sagt blau, das Bild zeigt jedoch neun verschiedene Farben, die Bulletpoints sprechen wiederum von fünf Stück. Dieses Listing erreichte 2 Punkte. Quelle:
Vielleicht ist es das Problem weiße Farbe auf weißem HIntergrund darzustellen was dazu führte das Markenlogo als Produktabbildung zu wählen? Quelle: https://www.amazon.de/dp/B000OZLIDE
In diesem Produktlisting von Pelikan mit 2 Punkten wurde statt einer Abbildung des Artikels das Markenlogo eingestellt. Quelle:

Fazit

Die Punkteverteilung der betrachteten Marken auf der Skala von 0 bis 100 sieht folgendermaßen aus:

Histogramm der Punkteverteilung. Lesebeispiel: 9 Marken erzielten zwischen 35 und 40 Punkte.
Histogramm der Punkteverteilung. Lesebeispiel: Neun Marken erzielten zwischen 35 und 40 Punkte.

Die Verteilung zeigt, dass mehr als die Hälfte der betrachteten Marken deutliches Aufholpotenzial bei den eigenen Produktlistings hat. Nur wenige Marken schaffen es in die oberen Ränge. 

Das Ergebnis ist aus zwei Gründen bemerkenswert:

  1. Gute Produktlistings zu erstellen ist keine Raketenwissenschaft. Amazon stellt klare Anforderungen an ein Listing, der Gestaltungsspielraum ist ohnehin begrenzt. Selbst beim Einsatz von A+ Content (bzw. "erweiterten Inhalten für Marken") kann man nur auf eine reduzierte Anzahl von definierten Templates zurückgreifen. Diverse Tools unterstützen bei der Ermittlung der relevanten Keywords. Kurz gesagt: Ein gutes Listing zu erstellen ist eher Fleiß- als Kreativarbeit. Große Budgets benötigt man hierfür nicht.
  2. Die Bedeutung Amazons dürfte allen Entscheider*innen im Marketing und Vertrieb deutlich sein. Trotzdem scheint der Fokus noch nicht überall auf diesem Kanal zu liegen. Marktplatzspezialisten wie kwmobile zeigen jedoch, was möglich ist, wenn man sich auf diesen Kanal konzentriert.

Auf der anderen Seite gibt es unserer Erfahrung nach auch einige Erklärungsansätze:

  1. Es ist häufig unklar, wer über die Schreibrechte eines Listings verfügt. Viele Listings wurden vor langer Zeit von irgendeinem Händler, der das Produkt verkauft, angelegt. Möchte der Markeninhaber oder ein anderer Händler etwas am Inhalt des Listings ändern, scheitert dies oftmals daran, dass er keinen Zugriff auf die Daten erhält. Uns sind auch Fälle bekannt, bei denen selbst eine Marken-Registrierung in der Amazon "Brand Registry" nicht weiterhilft und Änderungen nur mit Hilfe des Amazon Katalog-Teams eingestellt werden können. Ein mühsamer Prozess.
  2. Selbst wenn ein Listing einmal optimiert wurde, gibt es keine Garantie, dass der Inhalt auch so bleibt. Gerade aufgrund der unklaren Rechte-Regelungen kommt es immer wieder dazu, dass Produktdaten überschrieben werden und Änderungen verloren gehen. Hier hilft nur ein tägliche Überwachung der wesentlichen Listing-Elemente.
  3. Täglich legen Marketplace Händler neue Listings zu Produkten an, die aber bereits im Katalog von Amazon in gleicher oder ähnlicher Form enthalten sind. Das Ziel ist häufig die Vermeidung von Buybox-Kämpfen. So entstehen Mehrfachlistings der selben Produkte. Diesen "Wildwuchs" zu bereinigen ist eine echte Sysiphos-Arbeit, die einer guten Tool-Unterstützung und einer dedizierten Ressource im Unternehmen bedarf. Diese Produkte müssen identifiziert und und mit den richtigen ASINs zusammengelegt werden. Marktplatzspezialisten, die nicht an andere Händler vertreiben, haben es hier naturgemäß einfacher.
  4. Amazon genießt bei vielen Herstellern nur geteilte Aufmerksamkeit. Viele Händler betreuen Amazon häufig nur "nebenbei" und setzten den Fokus stark auf andere Unternehmensaufgaben. Unsere Analyse zeigt, dass viele Marken bereits einen Wandel vollzogen haben, ihre Aufgaben auf Amazon kennen und bestehende Probleme bearbeiten. Solche, die heute noch untätig sind, sollten beginnen, Fachabteilungen zu bilden und ihre Aktivitäten auf Amazon zu intensivieren.

Wir werden die Analyse zu gegebener Zeit wiederholen und überprüfen, ob es hier eine Entwicklung gibt.

Anhang:

Vollständige Liste der 100 betrachteten "Topmarken" auf Amazon.

Platz

Marke

Punkte

1

Pampers

83

2

HP

80

3

ANSMANN

79

4

Wicked Chili

77

5

Braun

76

6

Sonos

75

7

Seagate

75

8

kwmobile

73

9

AmazonBasics

72

10

Felix

72

11

Gigaset

72

12

blackroll-orange / Dr. Paul Koch GmbH

72

13

Philips

72

14

TaoTronics

71

15

Samsung

71

16

Mattel

71

17

Logitech

71

18

Mattel Fisher-Price

71

19

TP-Link

71

20

Avery Zweckform

70

21

JBL

70

22

STABILO

69

23

Fiskars

68

24

Aukey

68

25

Western Digital

67

26

Dyson

67

27

Gillette

66

28

HiPP

65

29

AVM

64

30

SanDisk

64

31

tesa

63

32

Melitta

63

33

Brita

62

34

Severin

62

35

Remington

62

36

Epson

62

37

Tefal

62

38

3M

61

39

Osram

59

40

DeLonghi

58

41

Rowenta

58

42

LEGO

58

43

Blackroll

58

44

Durex

57

45

Krups

57

46

Panasonic

56

47

Nuk

56

48

Hansgrohe

56

49

Hasbro

55

50

Siemens

55

51

TomTom

54

52

Toshiba

54

53

Leifheit

54

54

Abus

54

55

Maybelline New York

54

56

Casio

53

57

Anker

53

58

Staedtler

52

59

Oral-B

51

60

Durable

51

61

Faber-Castell

51

62

Edding

51

63

SodaStream

50

64

WMF

50

65

Eastpak

50

66

Grundig

49

67

Hama

48

68

Bosch

46

69

Somat

45

70

Fossil

44

71

Penaten

44

72

Canon

42

73

Miele

41

74

Gardena

40

75

Schleich

40

76

Puma

40

77

Kärcher

40

78

Ravensburger

40

79

Victorinox

39

80

Fackelmann

38

81

Makita

38

82

Vileda

37

83

Jura

36

84

Apple

36

85

PLAYMOBIL

35

86

Liqui Moly

34

87

Sony

34

88

Varta

34

89

Castrol

33

90

Brunnen

32

91

Herlitz

29

92

Pritt

28

93

Wella

28

94

Pelikan

26

95

Sonax

26

96

Almased

25

97

Johnson & Johnson

24

98

Mellerud

22

99

Neudorff

22

100

OHROPAX

22

Untersuchte Hauptkategorien

Folgende 19 Hauptkategorien haben wir uns angeschaut:

  • Auto und Motorrad
  • Baby
  • Baumarkt
  • Beauty
  • Beleuchtung
  • Bürobedarf und Schreibwaren
  • Computer und Zubehör
  • Drogerie und Körperpflege
  • Elektronik und Foto
  • Garten
  • Gewerbe, Industrie und Wissenschaft
  • Haustier
  • Koffer, Rucksäcke und Taschen
  • Küche und Haushalt
  • Musikinstrumente und DJ-Equipment
  • Schmuck
  • Spielzeug
  • Sport und Freizeit
  • Uhren

Da die Kategorie “Bekleidung” besonderen Einschränkungen hinsichtlich der Listing-Gestaltung unterliegt, haben wir diese Kategorie nicht betrachtet.

Lesen Sie unsere Artikel zum Thema.

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