Über 40 % Kostenaufschlag bei FBA seit 2015 - Lohnt sich der Versand durch Amazon noch für Seller?
Amazon hat die Gebühren für FBA-Seller in den letzten Jahren und insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie sukzessive erhöht. Mit der Inflation und dem Krieg in der Ukraine kamen weitere Herausforderungen auf den US-Konzern zu, welche auch Seller erneut zu spüren bekamen. Seit 2015 hat Amazon die FBA-Gebühren im Durchschnitt um mehr als 40 % angehoben, allein um über 30 % seit Beginn 2020. Für Seller stellt sich folglich die Frage, ob sich das FBA-Programm überhaupt noch lohnt oder der Eigenversand nicht günstiger ist. Wir gehen in diesem Blogartikel auf die Preissteigerungen für den Versand in den verschiedenen Paketgrößen ein und zeigen konkrete Handlungsschritte für Seller auf.
Drastische Entwicklung der FBA-Gebühren seit 2015
Die Gebühren für das Programm “Versand durch Amazon” (FBA) sind im Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich gestiegen - seit 2015 im Durchschnitt um mehr als 40 % für den FBA-Versand in allen Paketgrößen, wobei besonders der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 einen Trend zu immer häufigeren Preiserhöhungen einleitete. Zuletzt hat Amazon die FBA-Gebühren in Europa im März 2023 erhöht. Damit traf Seller die dritte Preissteigerung innerhalb kürzester Zeit. Nach zwei Preiserhöhungen im Vorjahr (die erste im März 2022 um etwa 6 %, die zweite im Mai 2022 um durchschnittlich 4,3 % im Zuge des Treibstoff- und Inflationszuschlags) lag die jüngste Preiserhöhung für den lokalen und paneuropäischen Versand in den verschiedenen Paketgrößen nun im Durchschnitt bei 6,2 %.
Produkte mit Übergröße waren von den zuletzt gestiegenen FBA-Gebühren besonders betroffen. Deutschland verzeichnete jedoch eine im Durchschnitt vergleichsweise moderate Preiserhöhung von nur rund 2 %. Zudem blieben viele Größenbereiche von den Preissteigerungen unberührt. Neben Frankreich (3,2 %) lagen die Steigerungen in anderen europäischen Ländern hingegen durchschnittlich deutlich über 5 %. Auch die monatlichen FBA-Lagergebühren wurden zum 01.03.2023 für alle Artikel in Standardgröße - ausgenommen Artikel der Kategorie Bekleidung, Schuhe und Taschen in den Lagermonaten Oktober bis Dezember - um ca. 10% erhöht. Ausführlich haben wir über die veränderten FBA-Gebühren bereits im Januar in unserem Blogartikel berichtet.
Kontinuierlicher Preisanstieg seit Pandemiebeginn auch in Deutschland
Das Ausmaß der gestiegenen FBA-Gebühren in Deutschland wird deutlich, wenn wir auf die konkreten Versandkosten für einige Paketgrößen im inländischen Versand blicken. So hat Amazon etwa die Versandgebühren eines Standardpakets ≤1,40 kg seit 2015 um 59,2 % erhöht - allein um 33,7 % innerhalb der letzten drei Jahre seit Pandemiebeginn. 2015 berechnete Amazon Sellern für den Versand eines Standardpaketes ≤1,40 kg in Deutschland noch 3,04 €. Zu Beginn des Jahres 2020 lagen die Gebühren nach etwa zweijähriger Stagnation dann bei 3,62 €. Bis März 2023 sind die Versandkosten für die entsprechende Paketgröße auf mittlerweile 4,84 € geklettert - das entspricht einer Preissteigerung von 59,2 %. Für die übrigen Paketgrößen lässt sich ähnliches beobachten. Zur Veranschaulichung blicken wir auf die preisliche Entwicklung der Versandkosten von vier Paketgrößen seit 2015, dargestellt in der Abbildung (Standardumschlag ≤460 g, Standardpaket ≤1,40 kg, Standardpaket ≤3,90 kg, Große Übergröße ≤4,76 kg).
Bei der Paketgröße Standardumschlag ≤460 g stiegen die Versandgebühren von August 2015 bis März 2023 von 1,77 € auf 2,39 € (gesamt + 35 %). Beim Standardpaket ≤3,90 kg lag der Preis im August 2015 noch bei 4,19 €, im März 2023 dagegen bei 6,55 € (gesamt + ca. 56,3 %). Und auch bei der Paketgröße Große Übergröße ≤4,76 kg lässt sich eine beachtliche Preissteigerung von 6,05 € auf 9,26 € feststellen (gesamt + 53 %). Auch hier hat die Preisentwicklung seit Pandemiebeginn rapide zugenommen. Allein seit Januar 2020 (da lag der Preis noch bei 6,71 €) sind die Versandgebühren bis März 2023 um 38 % gestiegen.
Interessant ist, dass Amazon die FBA-Gebühren nach einer knapp zweijährigen Stagnation zwischen April 2018 und Januar 2020 seit Pandemiebeginn sukzessive erhöht hat. Zwischen August 2015 und Januar 2020 änderten sich die Versandgebühren noch in moderatem Ausmaß. Nachdem diese sogar ab April 2018 bis auf wenige Ausnahmen weitestgehend unverändert geblieben waren, erhöhte Amazon die Preise zum April 2020 dann in allen Paketgrößen im Durchschnitt um 5,89%, gefolgt von weiteren Preiserhöhungen im September 2021, März 2022, November 2022 und schließlich März 2023.
Für die vier betrachteten Paketgrößen bedeutet das konkret, dass die FBA-Gebühren zwischen August 2015 und Januar 2020 im Falle der Paketgröße Standardumschlag ≤460 g um 10,2 % stiegen, während die Preise ab Januar 2020 im Zeitraum von nur etwas mehr als drei Jahren bis März 2023 um 22,6 % stiegen. In der Paketgröße Standard ≤1,40 kg stiegen die Preise zwischen August 2015 und Pandemiebeginn schon deutlich um 19,1 % und dann um weitere 33,7 % ab Januar 2020. Gravierend sind die Preissteigerungen in den Paketgrößen Standard ≤3,90 kg und Große Übergröße ≤4,76 kg. Hier stiegen die Preise zwischen August 2015 und Januar 2020 lediglich um 4,1 % bzw. 10,9 %, während Amazon die Preise in diesen beiden Kategorien ab Januar 2020 um 50,2 % (Standard ≤3,90 kg) bzw. 38 % (Große Übergröße ≤4,76 kg) erhöhte.
Die Preiserhöhungen haben viele Seller überrascht. Als Reaktion auf die FBA-Gebührenerhöhungen waren Seller gezwungen, ihre Kosten zu senken. Seller versuchten in der Folge, neue Herrsteller zu finden oder die Prozesse weiter zu optimieren - dies berichtete der Marketing-Blog ScaledOn. Doch das allein reichte nicht aus, so heißt es weiter in dem Blogartikel. Seller mussten die Kosten daher z.T. an die Kund:innen weitergeben. 90 % der Top-Seller auf Amazon nutzen FBA. Die Auswirkungen der gestiegenen Kosten sind also weitreichend.
Welche Gründe gibt es für die Preiserhöhungen?
Die Gründe dafür sind laut Andy Jassy vielfältig. In einem Interview mit CNBC erklärte der Amazon CEO, dass sich der US-Konzern mit steigenden Kosten insbesondere aufgrund der Inflation, der Spätfolgen der Coronapandemie und der Auswirkungen des Ukrainekrieges konfrontiert sieht und deshalb gezwungen war, die Gebühren anzupassen.
Zu Beginn der Pandemie ist besonders die Nachfrage gestiegen, weshalb das Unternehmen vermehrt Lager-Mitarbeiter:innen eingestellt hat. Dennoch kam es an einigen Standorten zu Personalmangel und Pakete mussten oft über längere Distanzen an andere Standorte geschickt werden, an denen genügend Personal zur Verfügung stand, was auch einen finanziellen Mehraufwand zur Folge hatte. Zudem hat die Pandemie in China - bzw. die strengen Maßnahmen des Regimes, die z.T. bis heute anhalten - erhebliche Auswirkungen auf die Lieferketten der Technologiebranche gehabt. Die eingeschränkte Produktion als Vorsichtsmaßnahme mit Blick auf neue Virusvarianten stellt auch für Amazon eine Herausforderung dar, da der Import von Produkten aus China oftmals deutlich teurer und zeitintensiver ist. Schließlich haben auch die Auswirkungen des Ukrainekrieges vor dem US-Konzern nicht Halt gemacht. Gestiegene Preise für Öl, Gas und Metalle infolge der Invasion Russlands und damit verbundener geopolitischer Spannungen waren ein Grund für den Treibstoff- und Inflationszuschlag in Höhe von 5 % für FBA-Händler.
Um trotz steigender Kosten weiterhin wirtschaftlich zu bleiben, sah sich Amazon laut Jassy gezwungen, Preiserhöhungen an die FBA-Seller weiterzugeben, da diese die Logistikkapazitäten von Amazon nutzen. Verkäufer im Programm “Versand durch Amazon” (FBA) zahlen dafür, dass ihre Bestände in den Lagern von Amazon gelagert werden und dass sie die Lieferketten- und Versanddienste des Unternehmens nutzen können.
Bestätigen Amazons Quartalszahlen die Kostenexplosion?
Der Blick auf Amazons Quartalszahlen der letzten vier Jahre bestätigt, dass sich der Konzern seit Ausbruch der Corona-Pandemie ab Q1 2020 mit erhöhten Fulfillmentkosten - d.h., Kosten, die Amazon selbst für die Lagerung von Produkten von u.a. Sellern entstehen - konfrontiert sieht.
So wird deutlich, dass die Kosten (zu finden in den Quartalsberichten unter Operating expenses: Fulfillment) ab Anfang 2020 bis Ende 2021 kontinuierlich gestiegen sind. Laut Statista umfassen die Fulfillmentlkosten in erster Linie die Betriebs- und Personalkosten für die Fulfillment-Zentren international. Daneben beinhalten die Fulfillmentkosten allerdings auch die Betriebs- und Personalkosten für physische Stores und Kundenservicezentren sowie Zahlungsabwicklungskosten. Auch wenn die Zahlen aus den Quartalsberichten damit nicht exakt dem entsprechen, was Amazon für den Versand von FBA-Pakten aufwendet, so können sie doch eine gewisse Tendenz aufzeigen, die wir im Folgenden in Relation zum Nettoumsatz setzen, den Amazon mit Third-Party Seller Services erwirtschaftet. Dieser Nettoumsatz, den wir ebenfalls den Quartalszahlen von Amazon entnehmen, beinhaltet neben der Provision auch die Gebühren für Fulfillment und Versand, die Seller an Amazon zahlen.
Im Q1 2020 waren die Kosten, die Amazon laut Quartalsbericht für das Fulfillment entstehen, im Vergleich zum Q1 des Vorjahres um 34 % höher. Auf das ganze Jahr 2020 gesehen waren die Kosten sogar um 45 % höher als noch im Vorjahr. Von 2020 auf 2021 stiegen die jährlichen Kosten dann noch einmal um 28 % und von 2021 auf 2022 immerhin noch um 12 %. Zu Beginn des ersten Quartals 2023 scheint der Kostenanstieg im Vergleich zu den Vorjahren wieder abzunehmen. So waren die Fulfillmentkosten in Q1 2023 nur 3 % höher im Vergleich zum Q1 im Vorjahr. Im Vergleich zum Q1 2019 vor Pandemiebeginn haben sich die Kosten bis Q1 2023 allerdings mehr als verdoppelt - um bemerkenswerte 143 %.
Gleichzeitig stieg seit 2019 auch der Nettoumsatz, den Amazon mit Third-Party Seller Services generiert, von 53,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2019 auf 80,4 Mrd. US-Dollar im Jahr 2020 bzw. auf 103,4 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 und auf 117,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022.
Wenn man die Kosten nun mit dem Nettoumsatz in Relation setzt, so wird deutlich, dass der prozentuale Anteil der Fulfillmentkosten am Nettoumsatz, generiert durch Third-Party Seller Services, über die Jahre 2019 bis 2022 immer einen Anteil von über 70 % einnimmt.
Es wird sogar deutlich, dass diese Verteilung eine rückläufige Tendenz aufweist. Insofern, als der Nettoumsatz in Relation zu den Kosten stärker gestiegen ist. Im ersten Quartal 2023 fiel der prozentuale Kostenanteil sogar noch einmal deutlich auf mittlerweile 70,10 %. Aus den obigen Tabellen geht hervor, dass der Nettoumsatz zwischen den Jahren 2019 und 2020 um 49,62 % stieg, während die Fulfillmentkosten nur um 45,45 % stiegen. In den Jahren 2021 und 2022 ist die Wachstumsrate der Kosten und des Umsatzes annähernd gleich.
Erklärungsversuch der Preissteigerungen
Der Blick auf die Quartalszahlen der letzten Jahre könnte also durchaus als Erklärungsansatz für die gestiegenen FBA-Gebühren herhalten. Aus den Zahlen geht hervor, dass die Fulfillmentkosten, die Amazon entstanden sind, insbesondere seit Pandemiebeginn erheblich gestiegen sind. In den Nettoumsätzen, die aus Third-Party Seller Services erwirtschaftet werden, sind laut Amazon neben der Verkaufsprovision auch die Gebühren für Fulfillment und Versand enthalten. Amazon ist selbstverständlich bemüht, den Fulfillment-Kostenanteil am Nettoumsatz annähernd gleich zu halten. Der prozentuale Anteil von Amazons Fulfillmentkosten am Third-Party Seller Services Nettoumsatz für die Jahre 2019 bis 2023 (wobei 2023 bislang nur Q1 umfasst), den wir in der obigen Tabelle errechnet haben, scheint dies zu bestätigen. Die Verteilung bleibt über die Jahre stabil bzw. es sieht sogar so aus, als hätte Amazon den Nettoumsatz in Relation zu den Fulfillmentkosten steigern können - der prozentuale Kostenanteil am Third-Party Seller Services Nettoumsatz sinkt nämlich seit 2019.
FBA für Seller bald unbezahlbar?
Angesichts der stetigen Erhöhung der FBA-Gebühren stellt sich für Verkäufer die Frage, ob das “Versand durch Amazon”-Programm nach wie vor die beste Wahl ist. Es ist unklar, wie sich die Kosten in Zukunft entwickeln und ob weitere Gebührenanpassungen auf FBA-Seller zukommen werden. Zwar deuten die Quartalszahlen zumindest darauf hin, dass die Kosten, die Amazon im Bereich Fulfillment entstehen, nicht mehr im selben Ausmaß steigen wie noch im Vorjahr, doch es bleibt abzuwarten, ob es bei diesem Trend bleibt. Für Seller ist es daher entscheidend, Kosten und Vorteile abzuwägen und Strategien zu entwickeln, um trotz der gestiegenen FBA-Versandkosten keine Einbußen im Umsatz in Kauf nehmen zu müssen.
Preiserhöhungen an Endkund:innen weitergeben
Eine mögliche Strategie, mit den gestiegenen FBA-Gebühren umzugehen, besteht darin, Preiserhöhungen für Produkte in Betracht zu ziehen, um die zusätzlichen Kosten teilweise auf die Kund:innen zu übertragen. Dies erfordert jedoch eine genaue Marktanalyse, damit Seller sicherstellen können, dass sie trotz Preiserhöhungen wettbewerbsfähig bleiben. Zu große Preiserhöhungen könnten dazu führen, dass Kund:innen abwandern und sich für günstigere Alternativen entscheiden.
Hybridversand
Auch ein Hybridversand-Modell, d.h. die Aufteilung des Versandgeschäfts in Versand durch Amazon und Eigenversand, könnte ein möglicher Lösungsweg sein, um gestiegene FBA-Gebühren zu vermeiden. Hier ist ratsam, genau zu schauen, in welchen Kategorien die Versandkosten am deutlichsten gestiegen sind. Für die Paketgröße Standard ≤3,90 kg hatten wir beispielsweise einen Kostenanstieg von 56 % im Zeitraum zwischen August 2015 und Januar 2023 errechnet - 50, 23 % allein seit Pandemiebeginn im Frühjahr 2020. Bei der Paketgröße Standardumschlag ≤460 g stiegen die Versandgebühren in diesem Zeitraum hingegen nur um 22,56 %. Dies könnte ein Argument dafür sein, nur noch kleine und leichte Artikel der preiswerteren Kategorien bei FBA zu listen und insbesondere größere Pakete im Eigenversand anzubieten. Bekräftigt würde ein solcher Schritt noch durch die Ankündigung von Amazon, dass das Programm “Small and Light” für Artikel mit einem Verkaufspreis von bis zu 11 € und einem Versandgewicht von max. 960 g, in welchem Seller nach Registrierung von vergünstigten Versandkosten profitieren, ab August zunächst in den USA abgeschafft wird und die Konditionen dann automatisch auf das Versandprogramm “Versand durch Amazon” übertragen werden.
Auch die jüngsten Entwicklungen bei den Prime-Berechtigungskriterien könnten die Entscheidung von Sellern hinsichtlich der Wahl des Versandprogrammes nun noch einmal beeinflussen. Ausführlich haben wir dazu in unserem letzten Blogartikel berichtet. Seitdem Amazon Sellern im Eigenversand, die sich für Prime qualifizieren möchten, die Wahl des Logistikpartners offenlässt, ist das Prime-Badge nicht mehr davon abhängig, ob man mit den von Amazon festgelegten Versandpartnern kooperiert. Vielmehr kann die Prime-Berechtigung selbst erworben werden, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Für Seller im Eigenversand bedeutet dies mehr Flexibilität. Vor diesem Hintergrund stellt sich für Seller auf Amazon umso mehr die Frage, ob der Eigenversand nicht doch eine lohnenswerte Alternative darstellt.
Dennoch bleibt hier letztlich die Frage offen, ob die Kosten von Amazon selbst in den größeren Paketgrößen überhaupt deutlich unterboten werden können. Denn auch die Preise im Eigenversand bleiben von den angesprochenen Herausforderungen nicht unverschont. Es wäre also durchaus möglich, dass Preiserhöhungen für Artikel letztlich unvermeidlich sind.
Mit Blick auf die deutlich höheren Preise für größere Pakete sowie die erheblichen Preissteigerungen in diesen Größenkategorien sollten Seller insbesondere bei den Produktabmessungen genau hinschauen. Wenn hier Diskrepanzen zwischen den erfassten und den tatsächlichen Maßen bestehen, können die FBA-Gebühren schnell steigen. So kann es für die Versandgebühren einen großen Unterschied machen, ob ein Paket knapp über 1,40 kg wiegt oder knapp darunter liegt.
Reduzierung des Lagerbestandes
Schließlich ist es für Seller auch ratsam, den Lagerbestand bei Amazon im Blick zu behalten. Weniger Lagerbestand bedeutet auch weniger Gebühren. So sollten zurückgesendete Artikel mit unzureichender Qualität (unfulfillable) definitiv aus dem Lager entfernt werden, um den Lagerbestand zu reduzieren. Auch die Minimierung des Gesamtbestandes stellt eine Option dar. Durch eine effiziente Bestandsverwaltung und Optimierung der Lieferkette könnten Lagergebühren reduziert werden. Doch auch diese Strategie ist mit potenziellen Risiken verbunden. So ist ein sorgfältiges Austarieren zwischen ausreichenden Lagerbeständen und der Vermeidung von unnötigem Überbestand entscheidend, denn eine zu aggressive Bestandsminimierung kann zu Lieferengpässen und Kundenunzufriedenheit führen.
Fazit
Die künftige Entwicklung der FBA-Preise lässt sich nicht eindeutig prognostizieren. Vor dem Hintergrund steigender Kosten sowie der Herausforderungen, mit denen sich Amazon nach wie vor konfrontiert sieht, sind weitere Preisanpassungen nicht auszuschließen. Aus den Quartalszahlen von Amazon geht hervor, dass die Preisanpassungen durchaus im Verhältnis zu den gestiegenen Fulfillment-Kosten stehen.
Wenn man auf die Preiserhöhungen im Detail sieht, wird zudem deutlich, dass besonders die Versandgebühren für größere Pakete erheblich gestiegen sind. Kleine und leichte Pakete kann Amazon mit seinen eigenen Transportdienstleistern günstig versenden. Große Pakete werden aber wohl auch zukünftig an Drittanbieter ausgelagert, was die Versandkosten weiter treiben dürfte. Hier sollten Seller die Möglichkeit eines Hybridmodells in Betracht ziehen, um die erhöhten FBA-Gebühren zumindest in diesen Kategorien zu vermeiden. Bekräftigt würde ein solcher Schritt noch durch die jüngsten Entwicklungen bei den Prime-Berechtigungskriterien, die es Sellern ermöglichen, das Prime-Badge nun auch unabhängig von den von Amazon festgelegten Logistikpartnern zu erhalten. Wer zukünftig Eigenversand mit Prime-Badge anbieten kann, könnte seine bestehenden Transportdienstleister-Konditionen durch größere Versandstückzahlen optimieren und hier zusätzlich sparen.
Im Eigenversand haben Seller zudem die Möglichkeit, zusätzliche Versandkosten zu verlangen. Für die vielen Prime-Kunden ist dies jedoch ein Ausschlusskriterium, sind sie es doch gewohnt, dass Artikel stets kostenfrei geliefert werden.
Die steigenden Kosten könnten Seller zukünftig dazu bewegen, mehr im Eigenversand anzubieten und vom FBA-System zurückzutreten.