Amazon führt neue Funktionen zur Produktsicherheit & Compliance ein
Zu Beginn des neuen Jahres hat Amazon Neuerungen im Themengebiet “Produktsicherheit und Einhaltung von Regeln” eingeführt. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich diese Änderungen für Seller oder Vendoren auf Amazon auswirken und ob Sie von diesen Änderungen betroffen sind.
Sind Sie Seller oder Vendor auf Amazon, so obliegt es Ihnen, sicherzustellen, dass Ihre Produkte inklusive der Verpackung den geltenden Gesetzen entsprechen. So müssen Sie die Richtlinien zur Produktsicherheit und Compliance für alle Marktplätze auf denen Sie verkaufen, einhalten. Diese Richtlinien betreffen bestimmte Produktgruppen wie z.B. Elektronikgeräte, Spielzeug, Chemikalien, Arzneimittel, Kosmetika, Textilprodukte und Lebensmittel
Amazon hat hierzu eine Hilfeseite eingerichtet, damit Sie einen Überblick über alle geltenden Rechtsvorschriften für bei Amazon verkaufte Produkte erhalten.
Amazon fordert Nachweis zur Produktkonformität
Um zu überprüfen, ob Ihre angebotenen Produkte die erwähnten Gesetze und staatlichen Zertifizierungen einhalten, fordert Amazon von Ihnen nun Nachweise.
Amazon schreibt hierzu:
Wenn Sie ein Produkt anbieten, müssen Sie die erforderlichen Informationen bereitstellen und auf der Produktdetailseite anzeigen. Wir behalten uns das Recht vor, ein Angebot zu entfernen, bei dem erforderliche Kennzeichnungen, Warnhinweise und Beschriftungen fehlen.
Doch was bedeuten diese Forderungen für Sie?
Führen Sie Produkte in Ihrem Produktkatalog, welche Dokumente zu Kennzeichnungen, Warnhinweise und Konformitäten benötigen, müssen Sie diese bis zu einem von Amazon festgelegten Fälligkeitsdatum an Amazon übermitteln. Um die Übermittlung dieser Dokumente einfacher zu gestalten, hat Amazon ein neues "Dashboard zum Einhalten von Richtlinien zur Produktsicherheit (Compliance)" gelauncht.
Führen Sie Produkte in Ihrem Produktkatalog, welche Kennzeichnungen, Warnhinweise und Sicherheitsetiketten auf der Produktverpackung anzeigen müssen, so müssen Sie nun alle Seiten der Verpackung zusammen mit Warnhinweisen, Kennzeichnungen und Beschriftungen als Produktbilder auf der Produktdetailseite anzeigen. Amazon hat hierzu eine neue Bildvariante mit dem Bildtyp: "Produktsicherheit und Compliance" eingeführt.
Führen Sie Produkte in Ihrem Produktkatalog, welche mit einer CE-Kennzeichnung versehen sind und in der Europäischen Union verkauft werden, sind Sie nun zur Angabe einer verantwortlichen Person oder eines Unternehmens verpflichtet. Um die Ernennungen von verantwortlichen Personen zukünftig einfacher zu gestalten, hat Amazon zum Anfang dieses Jahres das sogenannte “VP-Dashboard” eingeführt
Im Folgenden erläutern wir Ihnen, mit welchen Funktionen Sie die geforderten Nachweise an Amazon übermitteln können.
Dashboard zum Einhalten von Richtlinien zur Produktsicherheit
Um das Verwalten der Compliance zu vereinfachen, stellt Amazon für Seller und Vendoren das sogenannte “Dashboard zum Einhalten von Richtlinien zur Produktsicherheit (Compliance)” zur Verfügung.
Haben Sie betroffene Produkte in Ihrem Produktkatalog, so können Sie mit diesem Dashboard erforderliche Informationen zur Einhaltung von Richtlinien an Amazon übermitteln. Mit dem Upload dieser Informationen bietet Amazon Ihnen die Möglichkeit, sicherzustellen, dass Ihre Produkte den gesetzlichen Richtlinien entsprechen und für Käufer sicher sind.
Das Dashboard gibt Ihnen einen Überblick darüber, für welche ASINs zusätzliche Dokumente erforderlich sind. Amazon gibt Ihnen zum Upload der geforderten Unterlagen ein bestimmtes Fälligkeitsdatum vor. Sie sollten die angeforderten Informationen bis zum angezeigten Fälligkeitsdatum hochladen, um ein mögliches vorübergehendes Aussetzen Ihrer Angebote bei Amazon zu vermeiden.
Seller können das Dashboard zum Einhalten von Richtlinien zur Produktsicherheit (Compliance) in der Seller Central unter folgendem Link aufrufen.
Vendoren können das Dashboard in der Vendor Central unter folgendem Link aufrufen.
Neue Bildvariante “Produktsicherheit und Compliance”
Führen Sie Produkte in Ihrem Katalog, die nach EU-Gesetz mit Kennzeichnungen, Warnhinweisen und Sicherheitsetiketten auf der Produktverpackung versehen sein müssen (vgl. Hilfeseite), so müssen Sie nun alle Seiten der Verpackung zusammen mit Warnhinweisen, Kennzeichnungen und Beschriftungen als Produktbild hochladen.
Beispiele für verpflichtende Kennzeichnungen wären z.B. CE-Kennzeichen für Elektrogeräte oder GHS-Gefahrenpiktogramme für Chemikalien.
Amazon hat bisher keine zeitliche Frist veröffentlicht, zu der die Produktbilder betroffener Produkte aktualisiert werden müssen. Da Amazon sich aber das Recht vorbehält, Angebote zu entfernen, bei denen erforderliche Hinweis auf der Produktdetailseite fehlen, würden wir Ihnen empfehlen, diese unverzüglich zu aktualisieren.
Um Produktbilder mit Hinweisen zur Produktsicherheit an Amazon übermitteln zu können, wurde im Februar 2023 eine neue Bildvariante mit dem Bildtyp: "Produktsicherheit und Compliance" eingeführt.
Die genannte Bildvariante kann laut Amazon auch von Ihnen verwendet werden, um Bilder des Produkthandbuchs hochzuladen.
Von nun an stehen sechs neue Bildvarianten im Seller- sowie Vendor-Central zur Verfügung, auf denen alle Seiten der Verpackung hochgeladen werden können.
Möchten Sie Bilder zu bestehenden Produkten in Ihrem Katalog verwalten, so finden Sie die Funktion Im Seller- sowie Vendor Central unter: Katalog -> Bilder hochladen -> Bildermanager
Möchten Sie die Produktbilder mehrerer ASINs gleichzeitig aktualisieren, so können Sie alternativ auch die Funktion “Hochladen von Bildern in großer Menge” nutzen. Wie Sie den sogenannten “Massenupload” von Amazon nutzen können, erklären wir Ihnen in folgendem Artikel: In 4min32s 20.000 Bilder auf Amazon aktualisieren.
Beachten Sie allerdings, dass Amazon Ihre hochgeladenen Bilder überprüft, um sicherzustellen, dass diese den technischen Anforderungen an Dateien und Bildinhalten entsprechen. Sobald Ihre Bilder verarbeitet und als konform bestätigt wurden, werden sie auf der Produktdetailseite veröffentlicht. Dieser Vorgang kann einige Tage dauern.
Amazon führt Dashboard für verantwortliche Person ein
Zusätzlich zu den am Anfang des Artikels genannten Rechtsvorschriften gilt seit dem 16. Juli 2021 die EU-Verordnung über Marktüberwachung und die Konformität von Produkten zur Produktsicherheit.
Diese Verordnung fordert für Produkte, die mit einer CE-Kennzeichnung versehen sind und in der in der Europäischen Union verkauft werden, die Angabe einer verantwortlichen Person oder eines Unternehmens für Produktkonformität.
Um die Ernennungen von verantwortlichen Personen zukünftig einfacher zu gestalten, hat Amazon zum Anfang dieses Jahres das sogenannte VP-Dashboard eingeführt.
In diesem Dashboard haben Sie die Möglichkeit für alle Produkte Ihrer Marken mit CE-Kennzeichnung, die Sie in der EU anbieten, Informationen zur verantwortlichen Person anzugeben.
Was ist die CE-Kennzeichnung?
Die Buchstaben CE stehen für „Conformité Européenne“, was „Europäische Konformität“ bedeutet. Hersteller sind dazu verpflichtet, ihre Produkte auf eigene Verantwortung mit der CE-Kennzeichnung zu versehen. Die CE-Kennzeichnung weist darauf hin, dass ein Produkt den Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutzstandards des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) entspricht. Darüber hinaus verlangt die EU-Gesetzgebung von Herstellern von Produkten mit CE-Kennzeichnung die Ausstellung einer EU-Konformitätserklärung und die Erstellung einer technischen Dokumentation für das Produkt.
Es müssen allerdings nicht alle im Europäischen Wirtschaftsraum angebotenen Produkte mit einer CE-Kennzeichnung erkenntlich sein. Beispielhafte Produkte, für die eine CE-Kennzeichnung erforderlich ist, sind: Medizinische Ausrüstung, Elektronikgeräte, Spielzeug, Schutzausrüstung, Gasprodukte, Druckbehälter und Messgeräte. Eine vollständige Liste der Produkte, die der CE-Kennzeichnungs-Vorschrift unterliegen, finden Sie auf der Website der Europäischen Kommission. Da der Verkauf von Produkten mit CE-Kennzeichnung in der EU ohne eine verantwortliche Person illegal ist, sollten Sie das Dashboard regelmäßig überprüfen und Ihre VP-Angaben pflegen. Zum Dashboard gelangen Sie hier.
Zwar betrifft diese Änderung zunächst nur Verkäufer, welche Produkte mit CE-Kennzeichen in Ihrem Produktkatalog führen, in Zukunft wird dies aber alle Seller in der EU betreffen.
So schreibt Amazon:
Auf dem VP-Dashboard können Sie überprüfen, für welche Ihrer Marken oder ASINs mit CE-Kennzeichnung eine verantwortliche Person erforderlich ist. Weitere ASINs werden hinzugefügt, sobald die Verordnung über die allgemeine Produktsicherheit verabschiedet wurde.
In einer weiteren Veröffentlichung schreibt Amazon außerdem:
Neu hinzugefügte ASINs werden mit dem Fälligkeitsdatum 30. September 2024 angezeigt.
In diesem Zitat bezieht sich Amazon auf die Produktsicherheitsverordnung (GPSR), auf welche sich das EU-Parlament und der Rat am 21.12.2022 geeinigt haben.
Mit der GPSR wird eine weitere Gesetzesänderung in Kraft treten, die dazu führt, dass für alle Produkte, die in der Europäischen Union angeboten werden, eine verantwortliche Person in der EU ernannt werden muss, nicht nur für Artikel mit CE-Kennzeichen.
Amazon erwähnt hierzu:
Wahrscheinlich müssen Sie für alle Produkte, die in der EU angeboten werden, auf dem Produkt, dessen Verpackung, dem Paket oder einem Begleitdokument und möglicherweise auch auf der Produktdetailseite Informationen zur verantwortlichen Person angeben.
Mit dem Hinzufügen der neuen Bildvarianten bereitet Amazon sich auf diese Gesetzesänderung vor. Das EU-Parlament und der Rat müssen dem Abkommen zustimmen, bevor es im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden und in Kraft treten kann. Die Zulassung wird etwa im März 2023 erwartet. Die GPSR wird 18 Monate nach ihrem Inkrafttreten, also in etwa ab Q3 2024, gelten.
Für Produkte ohne CE-Kennung besteht also vor dem Inkrafttreten der GPSR im Jahre 2024 kein Handlungsbedarf.
Fazit
Als präventive Maßnahme sollten Sie sicherstellen, für jedes Produkt, welches Sie auf EU-Marktplätzen verkaufen, zukünftig eine verantwortliche Person aus der EU im neuen Dashboard benennen können. Zudem sollten Sie sich frühzeitig mit den notwendigen Angaben auf Ihren Produktverpackungen auseinandersetzen und etwaige Zertifizierungen und Unterlagen jetzt schon einholen. Die Umsetzung solcher Themen ist meist recht zeitintensiv. Dies wird auch der Grund sein, dass Amazon Seller wie Vendoren für diesen Themenbereich sensibilisiert. Auch wenn ein konkretes Handeln aus den neuen Anpassungen bei Amazon zunächst nicht erkennbar ist, sollten Sie die Entwicklungen hier genau beobachten.
Amazon bemüht sich mit der Einführung dieser Neuerungen, das weitläufige Themengebiet zur Produktsicherheit zukünftig deutlich ernster zu nehmen. In der Vergangenheit wurden Amazon vielfach dafür kritisiert, sich zu wenig um Produktechtheit und -sicherheit zu bemühen. Dank entsprechender EU-Vorgaben ist Amazon hier nun zum Handeln gezwungen. Aus Verbrauchersicht sicherlich ein zu begrüßender Schritt, der für den Marktplatz am Ende für mehr Transparenz stehen könnte Inwieweit und wann Amazon Produkte tatsächlich sperren wird, ist aktuell noch unklar. Wir werden Sie an dieser Stelle aber auf dem Laufenden halten.