Amazon kündigt Vendor-Vertrag - als Seller auf Amazon durchstarten
Amazon kündigt Vendor-Vertrag - als Seller auf Amazon durchstarten
Viele Vendoren erreichte im September 2024 eine E-Mail von Amazon, in der die Zusammenarbeit als Vendor für beendet erklärt wurde.
Hier die E-Mail auf Deutsch übersetzt:
“Hallo,
Wir haben die Entscheidung getroffen, die Beschaffung von Produkten von Ihrem Unternehmen im Rahmen unserer regelmäßigen Überprüfung des Produktangebots einzustellen. Dies ist Teil einer strategischen Neuausrichtung, um unsere Abläufe zu optimieren und unsere Kunden besser zu bedienen.
Mit Wirkung vom 9. November 2024 wird unsere Lieferantenbeziehung beendet. Wir werden keine neuen Vereinbarungen eingehen oder bestehende Vereinbarungen über dieses Kündigungsdatum hinaus verlängern.
Wenn Sie weiterhin Ihre Produkte auf Amazon verkaufen möchten, laden wir Sie ein, Ihre Artikel als unabhängiger Verkäufer aufzulisten. Als Verkäufer hätten Sie weiterhin Zugang zur gleichen Kundenbasis. Sie können auch aus verschiedenen Versandoptionen wählen und von einer Reihe von Tools und Dienstleistungen profitieren, die auf Ihre geschäftlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind und Ihren Erfolg unterstützen.
Wenn Sie noch kein Verkäuferkonto haben, können Sie sich heute registrieren. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung während dieser Umstellung und bedanken uns für Ihr Verständnis. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie Fragen haben.”
Amazon hält an seiner Strategie fest
So überraschend dieser Schritt für viele Vendoren sein dürfte, passt er doch zur Strategie von Amazon.
Während Amazon in der Vergangenheit als Gatekeeper agierte, der strikte Kontrolle darüber ausübte, wer als Seller aktiv sein durfte, und viele Hersteller dazu zwang, direkt an Amazon zu verkaufen, hat sich dieses Bild im Laufe der Zeit grundlegend verändert. Noch vor wenigen Jahren wurden Hybrid-Strategien bekannter Marken, die bisher rein als Vendor unterwegs waren, unterdrückt, indem Seller-Accounts geschlossen und diese Strategien aktiv unterbunden wurden. Argumentiert wurde an dieser Stelle mit der Herstellerrichtlinie zur Produktverfügbarkeit die unter anderem folgendes besagt: “Sollten Sie als Hersteller eines Produkts dieses auch über andere Einzelhändler oder Vertriebspartner verkaufen, müssen Sie Amazon die Möglichkeit geben, das Produkt zu wettbewerbsfähigen Bedingungen für den Weiterverkauf zu beziehen.”
Seit spätestens 2023 hat Amazon jedoch eine signifikante Wende vollzogen: Hybrid-Strategien, bei denen Marken sowohl als Vendor (1P) als auch als Seller (3P) agieren, werden von Amazon nicht länger torpediert, Amazon spielt die Karte “Herstellerrichtlinie” nicht mehr und solche Setups sind seither in der Praxis weitgehend akzeptiert.
Schon innerhalb der letzten 2 Jahre konnte ich in der Beratung bei REVOIC eine Veränderung feststellen. Für Vendoren war es immer schwieriger, einen Vendormanager zu erreichen, der sich um deine vertraglichen Belange kümmerte. Vendormanager verschwanden einfach und wurden nicht ersetzt. Verhandlungen und die üblichen Jahresgespräche (Amazon Annual Vendor Negotiations (AVN)) gab es nur noch per E-Mail oder in einem Call mit einem Account Consultant aus Osteuropa. Dies waren jedoch keine Verhandlungen im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Übergabe von Konditionen, denen man sich fügen konnte oder eben nicht.
Mit der bei vielen Vendoren per Mail angekündigten Strategie, zwingt Amazon viele kleinere Vendoren aus dem Vendor-Programm in den Marketplace und konzentriert sich zunehmend auf große, multinationale Marken. Diese Neuausrichtung ermöglicht es Amazon, seine Ressourcen im Vendorbereich effizienter zu nutzen, indem sie auf weniger, dafür aber strategisch bedeutendere Partnerschaften setzen.
Als Seller durchstarten
Um als Seller auf Amazon zu starten, gibt es einige wichtige Schritte. Zunächst musst du einen Seller-Account bei Amazon Seller Central einrichten. Um mehr Kontrolle über deine Produkte zu haben, solltest du deine Marke bei der Amazon Brand Registry registrieren. Dies ermöglicht dir Zugriff auf erweiterte Tools wie A+ Content und Sponsored Brands.
Ein entscheidender Faktor ist die Logistikplanung. Hier kannst du zwischen zwei Optionen wählen: Fulfillment by Merchant (FBM), bei dem du den Versand selbst abwickelst, oder Fulfillment by Amazon (FBA), bei dem Amazon Lagerung, Versand und Rücksendungen übernimmt. FBA bietet dir den Vorteil, dass deine Produkte für Prime-Versand qualifiziert sind, was viele Kunden anzieht.
Wichtig ist auch die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben. Du musst rechtliche Informationen wie Impressum, AGB und Widerrufsbelehrung hinterlegen. Es gibt Anbieter wie den Händlerbund oder Trusted Shops, die dir helfen können, diese Dokumente stets aktuell zu halten.
Achte außerdem auf die steuerlichen Anforderungen. Wenn du in verschiedene europäische Länder verkaufst, musst du die Mehrwertsteuerpflichten und die jeweiligen Lieferschwellen kennen. Amazons Umsatzsteuer-Berechnungsservice kann dir hierbei helfen.
Zuletzt solltest du auf deine Seller-Performance achten. Amazon misst deine Leistung anhand von Kriterien wie Liefergeschwindigkeit und Kundenfeedback. Es ist wichtig, diese regelmäßig zu überwachen, um dein Verkäuferkonto in gutem Zustand zu halten und möglichen Problemen wie der Sperrung deines Accounts vorzubeugen.
Broker als Alternative zum Seller-Modell
Das Broker-Modell eignet sich als Alternative zum Seller- bzw. Vendor-Modell. Bei einem Broker-Modell für den Verkauf auf Amazon tritt zwischen dein Unternehmen und Amazon ein Amazon-Broker. Das bedeutet, dass du dich weder für ein Seller- noch ein Vendor-Modell entscheiden musst, sondern vielmehr einen Mittelweg verfolgst.
Du verkaufst somit nicht unter deinem eigenen Firmennamen, sondern greifst auf die Ressourcen eines anderen Seller-Accounts zurück. Üblicherweise erfolgt die Abrechnung als Komissionsmodell. Der Verkäufer stellt dem Broker die Ware kostenfrei zur Verfügung. Die Abrechnung erfolgt nach Verkauf der Ware unter Abzug aller entstandenen Amazon-Kosten. Damit können logistische Herausforderungen, vor denen Seller bei Amazon häufig stehen, vermieden werden. Auf der anderen Seite besteht aber keine Notwendigkeit, in das Vendor-Programm zu wechseln, was für Seller aus verschiedenen Gründen unattraktiv sein kann. Amazon-Broker sind also im Wesentlichen eine Brücke zwischen Verkäufer und Käufer. Sie erleichtern den Verkauf und sorgen dafür, dass mehr potenzielle Käufer auf das Sortiment des Verkäufers aufmerksam werden.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung wird das Broker-Modell umso attraktiver. Der Aufbau eines Seller-Accounts ist nicht einfach. Hinzu kommen komplizierte und sich ständig verändernde Vorschriften bei Amazon, die Seller immer im Blick behalten müssen. Andernfalls droht im schlimmsten Fall eine Deaktivierung der Angebote. An dieser Stelle kommt der Amazon-Broker ins Spiel. Der Broker tritt zwischen Hersteller und Kunden (bzw. zwischen Hersteller und Amazon im Versandmodell FBA), kauft die Ware zu einer vereinbarten Kondition, empfängt und lagert die Ware des Herstellers und übernimmt anschließend den Verkauf und Versand, wobei der Broker einen vereinbarten Teil der Marge erhält.
Bei REVOIC bieten wir dir mit unserem Broker-Modell neben einem flexiblen Logistik-Angebot für sowohl FBA als auch FBM (inklusive Lagerung und Konfektionierung) auch unser umfangreiches Amazon-Know-how. Vollste Transparenz ist für uns dabei selbstverständlich. Deshalb erhältst du Zugriff auf alle Seller-Daten. Auf unserer Website und in unserem Blogartikel zum Thema findest du weitere Details zu unserem Angebot.